Unvergesslich! Mein Personal Training mit Bodybuilding Legende Dorian Yates
„Das kann nicht sein! Hier bin ich sicher falsch“, war mein erster Gedanke. In den Videos und Erzählungen wird bei Dorian Yates Fitness Studio, dem Temple Gym, immer von einem Hinterhof Studio gesprochen. Aber hier gibt es Louis Vuitton und lauter Schikimiki Kram. Das Navi sagt weiterhin: „Hier bist du richtig!“
„Vielleicht gibt es in Birmingham noch eine andere Temple Street?“, dachte ich mir beim Weitergehen und schaute nur wenige Augenblicke später in eine scheinbar unbedeutende Nebenstrasse.
Hier sah ich dann, ganz am Ende in großen roten Lettern: Temple Gym! Mein Navi hatte also doch Recht.
Ich platzte fast vor Neugier und ging bis ans Ende der Nebenstraße. Alles wirkte wie in einer Aktionszene aus einem dieser Hollywood Filme. Als ich am Ende angekommen war, sah ich nur Mülltonnen und einen, sagen wir mal, unaufgeräumten Hinterhof 🙂
„Und wo ist hier der Eingang ins Temple Gym?“, stand ich mich selbst fragend da.
Als plötzlich jemand (nennen wir ihn mal „Hulk“) aus einer unscheinbar wirkenden, roten Tür kam, wusste ich, da ist er. Da ist der Eingang ins berühmte Temple Gym, wo Dorian Yates seinen Körper formte, um 6 Mal Mr. Olympia zu werden (1992-1997).
Nach ein paar Schritten in Richtung Eingang vernahm ich Musik, die immer lauter aus dem „Loch“ hervordrang. Ich blieb am Eingang stehen, hielt kurz inne und ging dann aufgeregt die steile Treppe abwärts.
Nachdem ich unten angekommen war und mich kurz umsah, wusste ich: „Ja, hier bin ich richtig!“
Im Eingangsbereich hingen die Medaillen vom Mr. Olympia Wettkampf und die Wände waren voll mit Postern von Dorian Yates, sowie jeder Menge berühmter aber auch unbekannter Bodybuilder.
Ich dachte nur: „Wow, ist das ein krasser Gegensatz!“
Man möchte annehmen, dass im Profi-Sport alles vom Feinsten ist. Schicke Geräte, Hightech-Maschinen und so weiter… Denkste!
Das Temple Gym ist genau das Gegenteil davon. Es ist ein Fitness Studio im Kellergewölbe, wo der Putz von der Decke bröckelt, die Geräte geflickt und die Hanteln total verrostet sind.
Jeder Trainingsbeginner hätte bei diesem Anblick sofort kehrt gemacht und jeder halbwegs normal denkende Erdenbürger hätte diesen Keller für einen Saustall erklärt.
Bodybuilder scheinen etwas anders zu sein. Je gröber, je rauer, desto besser. Und das hier ist der Inbegriff davon. Das hier ist Hardcore. Das ist das Temple Gym. Eine echte Bruchbude, aber irgendwie saugeil!
Ja, der Temple Gym Mythos lebt 🙂
Keine Frage, hier ist die Zeit stehengeblieben. Alle Geräte, Hanteln und Maschinen stehen noch an genau den gleichen Stellen, wie vor fast 20 Jahren als Dorian das Hardcore Video „Blood & Guts“ drehte. Nichts wurde verändert, verschoben oder hinzugefügt.
Bei diesem Anblick freute ich mich wie ein kleines Kind. Der Traum eines jeden, ernsthaft trainierenden Bodybuilders wird hier wahr.
Kein Fitnessgedöns, keine glänzenden Maschinen, alles rostig und einfach nur absolut Hardcore!
Ich bin aus meinen Studios in good old Germany einiges gewöhnt, doch das hier übertrifft alles. Für mich im positiven Sinne, für jeden Aussenstehenden wahrscheinlich im Negativen 😉
Egal, es ist Hammergeil und genau das, was den Mythos Temple Gym ausmacht! Ich bin froh endlich im Mekka des Bodybuilding zu stehen…
Personal Training mit Dorian Yates
Entgegen meiner Erwartung war es recht einfach ein Personal Training mit Dorian zu vereinbaren. Seine freundliche Sekretärin Carla hatte alles in die Wege geleitet. Da Dorian abwechselnd in Marbella (Spanien) und zuhause in Birmingham (UK) lebt, stellte sie mich vor die Wahl, wo das Personal Training stattfinden soll.
Als eingefleischter Bodybuilder wollte ich in jedem Fall ins Temple Gym nach England. Hey, wenn dann richtig! Ich bin Bodybuilder, kein Strandposer 🙂
Vereinbart war der 9.10.2012 von 13.00 bis 15.00Uhr.
- 1 Stunde Training
- 1 Stunde Chat (Interview, Gespräch)
Glücklicherweise war es keine Massenabfertigung mit anderen Athleten. Ich bestand darauf allein zu trainieren, auch wenn das einen höheren Preis bedeutete. So hatte ich die Gelegenheit ALLE meine Fragen zu stellen.
Am gleichen Tag hatte jemand von 12.00 bis 13.00Uhr ein Personal Training mit Dorian gebucht, der nicht erschien. Mein Glück! Nachdem ich das erfuhr, fragte ich Carla, ob es nicht schon eher möglich sei mit Dorian zu trainieren. Das war kein Problem. Ein glücklicher Zufall, denn Dorian hatte so mehr Zeit für mich. In der Summe kamen wir auf rund 3 Stunden. Von 12.00 bis rund 15.00Uhr.
Dorian erschien pünktlich um 11.00Uhr im Temple Gym und absolvierte ein einstündiges Kettlebell Training.
Um 12.00Uhr ging es dann bei mir los.
Mein Trainingserlebnis mit Dorian Yates
Dorian´s Stärke war immer seine unglaubliche Rückenentwicklung. Ich wollte stets so sein wie er. Auf seine Frage hin, was wir heute trainieren, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen: Back (Rücken).
Zunächst ging es zum Aufwärmen 5 Minuten auf den Crosstrainer, um das Herz-Kreislauf-System etwas in Fahrt zu bringen.
Ich wollte mit meinem typischen Trainingsplan loslegen, das heißt normalerweise mit Kreuzheben als erste Übung. Dorian meinte aber: „Du bist kein Powerlifter! Du bist Bodybuilder. Kreuzheben kommt zum Schluss.“
Ok, der Meister hatte gesprochen. Ich vertraute ihm und folgte seinem Rat.
Wir gingen zuerst an den Latzug. Dorian machte mir die anatomische Bedeutung des Latissimus deutlich und wies mich darauf hin, wie ich Latziehen zur Brust auszuführen und vor allem zu spüren habe.
Dieser eine einzige Satz am Latzug war eine Art „Gefühls -und Aufwärmsatz“. Er diente nur der Demonstration. Dann ging es an die berühmte Überzug-Maschine von Nautilus. Sie isoliert den Latissimus und sorgt für dessen Vorerschöpfung.
Mit Hilfe der Vorerschöpfung kann der Rücken besser bis zum totalen Muskelversagen trainiert werden, ohne Einschränkung kleinerer Muskelbereiche, wie zum Beispiel dem Bizeps.
Ich hatte noch nie in einer derartigen Maschine gesessen. Die Übungsausführung war total neu für mich. Entsprechend gespannt war ich auf das Gefühl im Muskel.
Ich kann dir sagen: Es war hammer!
Den kompletten Lat zu 100% isoliert zu trainieren ist genial. Hätte ich dieses Gerät zuhause, würde ich drin schlafen 😉 Der Pump ist enorm und nicht zu vergleichen mit Überzügen mit Kurzhanteln oder am Kabelzug.
Mit der einfachen Übungs-Ausführung war es aber nicht getan. Ich musste, angetrieben vom Mister Olympia, nach meinem Wiederholungsmaximum 2 negative Wiederholungen absolvieren, um so über die Grenzen hinaus ins Muskelversagen zu gelangen.
Dann ging es sofort weiter an eine Hammer Strength Latzug Maschine, in der ich eine klimmzugähnliche Bewegung mit Untergriff absolvierte. Der erste Satz war ein Aufwärmsatz. Im zweiten Satz ging es dann mit 2 Negativwiederholungen bis zum Maximum.
Dorian übernahm in den letzten beiden Wiederholungen einen großen Teil der positiven Bewegung. In der negativen Phase erschwerte er die Übung, um den negativen Bewegungsabschnitt noch intensiver zu gestalten.
So sah es dann aus:
Nachdem wir mit dieser Übung fertig waren, ging es direkt rüber zum Langhantelrudern vorgebeugt (mit Ristgriff). Diese Übung habe ich 1998, bereits wenige Monate nach Trainingsbeginn, in mein Training aufgenommen und begleitet mich bis heute.
Das ist die Übung, die Dorian Yates brutalen Rücken formte.
Auch hier absolvierte ich einen leichten Satz, gefolgt von einem schweren Arbeitssatz.
Bei dieser Übung spürte ich, wie stark mein Rücken bereits vorerschöpft wurde. Dementsprechend „leicht“ musste ich mein Gewicht wählen. Der Grundgedanke der Vorerschöpfung machte sich hier deutlich bemerkbar. Ich wollte mir jedoch nicht anmerken lassen, dass ich das Training schon hätte beenden und nach Hause gehen können.
Hey, immerhin stand eine Bodybuilding Legende neben mir und feuerte mich kräftig an. Ein Zeichen von Schwäche und Dorian hätte mir sicher in den Hintern getreten 😉
In deutlicher Erinnerung blieben mir Dorians Worte, dass es vollkommen ok sei, wenn man die letzten Wiederholungen beim Langhantelrudern etwas dynamischer gestaltet. Das heißt, Schwung ist erlaubt und sogar erwünscht. Da man beim Langhantelrudern nur schlecht negative Wiederholungen machen kann, sollte ich durch leichten Schwung den letzten Rest aus der Übung und meinen Muskeln holen. Mit Hilfe seiner Anfeuerungsrufe holte ich den letzten Rest aus mir heraus.
Nach dieser Übung merkte ich, was High Intensity wirklich bedeutet! Mein Magen drehte sich und ich musste mir kurzzeitig überlegen, ob es nicht vielleicht ne gute Idee ist mal kurz auf die Toilette zu gehen.
Mir war im wahrsten Sinne des Wortes kotzübel.
Ich hatte keine Zeit brechen zu gehen und die schönen Nährstoffe zu verschwenden, die ich vor dem Training in Form von einem Eiweißshake zu mir nahm. Und ich war im Temple Gym. Dem Fitness Studio der Champions.
Es ging direkt weiter zur Übung Rudern im Sitzen:
Wie schon bei allen anderen Übungen auch, zeigte mir Dorian die Ausführung und wies mich auf die explosive, positive Phase der Bewegung und die konzentrierte, langsame Phase hin. Die Atmung war dabei sehr wichtig. Ich sollte so viel Luft holen, wie nur irgend möglich. Beim Anspannen ausatmen und beim Entspannen einatmen. Die klassischen Grundregeln beim Hanteltraining!
Ich fühlte deutlich den Pump in meinem gesamten Rücken. Ein herrliches Gefühl 🙂
Der krönende Abschluss des Rückentrainings bildete Kreuzheben. Dorian betonte bei seiner Übungspräsentation, dass ich die Hantel nicht wie beim klassischen Dreikampf bis zum Boden bringen soll, sondern nur bis knapp unter die Knie bewegen darf. Das Ziel ist es den Rücken zu stimulieren und nicht die Beine!
Neben den ganzen anderen Bodybuildern, fühlte ich mich wie ein blutiger Anfänger.
Nachdem ich mit Kreuzheben durch war, wusste ich warum Dorian den besten Rücken der Welt hatte.
Er sah mir im Gesicht an, dass ich fertig war, doch mein Trainingsplan sah noch ein Bizepstraining vor. Dorian meinte: „Willst du wirklich noch Bizeps machen?!“. „Na klar! Wenn, dann richtig“, dachte ich 🙂
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann an die von Arthur Jones entwickelte Bizeps-Maschine von Nautilus. Sie isoliert, ähnlich wie die Überzugmaschine, zu 100% den Bizeps. Das Ziel ist auch hier: Vorerschöpfung!
Ich habe starke Probleme meinen Bizeps isoliert zu stimulieren. Meist beteiligen sich die Schultern an der Bewegung. Dank der anatomisch korrekten und vollkommen isolierenden Bewegung dieser Bizepsmaschine, war das kein Problem mehr.
Dorian legte für mich das Gewicht rauf. Im Arbeitssatz machten wir dann zwei zusätzliche, negative Wiederholungen. Irgendwann mittendrin habe ich nicht mehr gemerkt, ob ich die Bewegung allein absolviere oder nicht. So „tot“ war mein Bizeps.
Das war aber noch nicht alles. Es folgten SZ-Curls. Hier fiel mir eines sehr stark auf. Die SZ-Stange war viel stärker gebogen als alle anderen SZ-Stangen in deutschen Studios. Das hatte zur Folge, dass die Bewegung sich ganz anders anfühlte. Viel direkter und schonender für die Handgelenke. Ich glaube ich habe dann mit lächerlichen 25kg fünf Wiederholungen allein herausgeholt. Das vorangegangende Rückentraining und die Isolation des Bizeps in der Nautilus-Maschine haben ihren Teil dazu beigetragen. Mit Dorians Hilfe kamen noch 2 negative Wiederholungen hinzu. In der negativen Phase drückte Dorian das Gewicht bewusst herunter, um die Intensität noch weiter zu erhöhen.
Done! Wir waren fertig… ich war fertig 😉
Der Trainingsplan:
- 5 Minuten Aufwärmen auf dem Crosstrainer
- 1 Satz Latziehen zur Brust
- Übung 1 : Überzüge (3 Sätze bestehend aus 2 Aufwärmsätzen + 1 Arbeitssatz)
- Übung 2: Latzugmaschine mit Untergriff (2 Sätze bestehend aus 1 Aufwärmsatz, 1 Arbeitssatz)
- Übung 3: Langhantelrudern vorgebeugt (2 Sätze bestehend aus 1 Aufwärmsatz, 1 Arbeitssatz)
- Übung 4: Rudern sitzend (2 Sätze bestehend aus 1 Aufwärmsatz, 1 Arbeitssatz)
- Übung 5: Kreuzheben (2 Sätze bestehend aus 1 Aufwärmsatz, 1 Arbeitssatz)
- Übung 6: Bizeps an der Nautilus Maschine (2 Sätze bestehend aus 1 Aufwärmsatz, 1 Arbeitssatz)
- Übung 7: SZ-Curls (2 Sätze bestehend aus 1 Aufwärmsatz, 1 Arbeitssatz)
Es war ein super Training und hat enorm viel Spaß bereitet.
Man merkte deutlich, dass Dorian ein echter Profi ist. Nach der ersten Übung wusste er sofort, welche Gewichte für mich die richtigen waren. Ich machte nie mehr wie 8 Wiederholungen. Obwohl ich meine Trainingsgewichte fein säuberlich notiere, überlies ich die Entscheidung dem Meister. Das war auch gut so, denn die Kombination der Übungen, die Intensität und die Isolation würfelten meine Leistung total durcheinander.
Leider kann ich nicht sagen, welches Gewicht ich für die einzelnen Übungen verwendete. Ich war zu sehr damit beschäftigt 100% zu geben und meinen Mageninhalt zu behalten. In der Zwischenzeit versuchte ich mit meiner noch verfügbaren Kraft die Weisheiten des 6 fachen Mister Olympia aufzusaugen.
Das Interview
Nachdem ich mich wieder etwas vom Training gefangen und geduscht hatte, gingen wir gemeinsam zum „Chat“ in ein nahegelegenes Restaurant. Dorian bestellte Spaghetti mit Hähnchen, ich ein superleckeres Rindersteak.
Ich war erstaunt, wie offen und direkt Dorian auf meine Fragen antwortete.
Erwartet hatte ich einen doch eher verschlossenen Pro-Bodybuilder, der seine „Geheimnisse“ lieber für sich behält.
Die folgenden Fragen stammen aus meinem Artikel „Fragestunde mit Dorian Yates„. Die dazugehörigen Antworten entsprechen sinngemäß Dorians Antworten (leider hatte ich nicht die Möglichkeit das Interview via Video aufzunehmen).
Hattest du einen Trainer oder Mentor?
Nein, all das Wissen über Training und Ernährung eignete er sich aus Büchern an.
Er folgte seiner Logik und hörte viel auf seinen Körper. Einiges lernte er auch von Mike Mentzer.
Wie sah ein typischer Tag als Profi-Bodybuilder aus?
Wortwörtlich übersetzt: essen, schlafen, trainieren. Sein ganzes Leben war darauf ausgerichtet das Maximale aus seinem Körper zu holen.
Wie viele Kalorien hast du in der Massephase und in der Diät zu dir genommen?
Circa 6000 bis 6500 Kcal in der Off Season und 4000 Kcal in der Wettkampfvorbereitung.
(Zur Erinnerung: Dorian wog in Wettkampfform 120 kg. 4000 Kcal sind mehr als gerechtfertigt. In der Offseason waren es auch schon mal knappe 140kg.)
Wie hast du es geschafft so trocken zu werden?
Er schreibt das seiner Genetik und dem dauerhaft schweren Training zu. Das Profi-Bodybuilder anabole Steroide nehmen, ist kein Geheimnis. Entgegen der allgemeinen Vorgehensweise während einer Wettkampfvorbereitung zum Muskelschutz mehr „Stoff“ zu nehmen, ging er den umgekehrten Weg. Er nahm weniger. Im Umkehrschluss bedeutet das weniger Wasserspeicherung und eine bessere Definition.
Interessant fand ich auch seine Anmerkung, dass die derzeitige Bodybuilding-Elite schlechter als noch zu seiner Zeit ist. Einzig Phil Heath und Kai Greene sind ganz gut, meinte er. Der Rest ist zu weich und spielt damit auf den massiven Steroid-Konsum an. Viele Athleten, so Yates, gleichen schlechtes Training und schlechte Ernährung mit mehr Stoff aus. Aus Frust nicht voran zu kommen, wird einfach die Dosis erhöht, doch ab einem gewissen Punkt ist der Körper nicht mehr in der Lage diese Mengen korrekt umzusetzen. Das Ergebnis sind dann Gesundheitsschäden und eine besch… ene Form.
Wenn man sich die heutigen Athleten anschaut und mit Ikonen wie Shawn Ray oder Flex Wheeler vergleicht, wird deutlich was Dorian meint. Die extreme Definition und messerscharfe Härte ist bei vielen Athleten nicht mehr da.
Wie hast du dich motiviert?
Er setzte sich monatliche Miniziele. Beispielsweise 10kg mehr bei den Kniebeugen oder 0,5kg mehr Körpergewicht. Die Zielen war klein und leicht zu erreichen.
Als er mit dem Bodybuilding begann, war es nicht sein Ziel Mr. Olympia zu werden. Er trainierte einfach und erkannte schnell, dass er gut im Bodybuilding ist. Nachdem er die ersten Meisterschaften gewann, setze er sich neue Ziele.
Woher hast du dein Wissen über Training und Ernährung genommen?
Aus Büchern, auf Basis von Logik, Experimenten und von Mike Mentzer.
Welche Körperbereiche könnte ich bei mir noch verbessern?
Nachdem ich mit dem Training fertig war, bat ich Dorian um einen Formcheck. Ihm fiel mein schwacher Beinbizeps und meine Waden auf. Der Rest, so meinte er, sind „pretty good“. (Danke 🙂 )
Wie sah deine Wettkampfvorbereitung aus (Training, Ernährung, Kardio etc.)?
Sein Training änderte Dorian in der Vorbereitung kaum. Er trainierte weiterhin sehr schwer mit 6 bis 8 Wiederholungen, nur mit zusätzlichen Kardioeinheiten.
Also keine 20 Wiederholungen, um zu „definieren“ 😉 Die Definition erzielt man über die Ernährung, so Dorian.
Ist Obst wirklich wichtig?
Nicht wirklich, so Yates.
Wie hältst du dich jetzt in Form (Training, Ernährung)?
Aufgrund von Verletzungen kann er nicht mehr ganz so schwer trainieren. Vor allem seine Schulter bereitet ihm Probleme. Übungen wie Bankdrücken etc. sind für ihn völlig ausgeschlossen. Seine gute Genetik hilft ihm in Form zu bleiben.
Hast du regelmäßig Bluttests gemacht?
Nein.
Muss ich meinen Trainingsplan regelmäßig ändern?
Nein. Die einzige Änderung, die Dorian machte, war ein Wechsel zwischen sehr intensiven und sehr leichten Trainingsphasen. Meist absolvierte er für 6 Wochen ein Training mit maximaler Intensität, gefolgt von 2 Wochen leichtem Training.
Sein Training blieb über Jahre hinweg immer gleich.
Wichtig ist der Fortschritt.
Wenn man eine bestimmte Art zu trainieren für sich gefunden hat, welche konstante Fortschritte bedeutet, warum das Training dann ändern, so Dorian?!
Welcher Wiederholungsbereich ist optimal?
6 bis 8
Wie lange darf ich maximal Diät halten?
So lange, wie ich möchte, meinte er.
Wie ernähre ich mich optimal nach einer Diät weiter?
Ich habe Dorian von meiner Transformation 2012 erzählt und ihm gesagt, dass ich eigentlich schon seit Anfang des Jahres auf Diät bin und vor habe es bis Dezember zu bleiben, um meine Form konstant zu verbessern. Er meinte jedoch, dass meine Form schon ganz gut ist.
Wenn ich nun darauf abziele Muskeln aufzubauen, wird sie automatisch noch besser. Eine Idee, die mir so noch gar nicht in den Sinn kam.
Welche Nahrungsergänzungsmittel hältst du für sinnvoll?
Ganz klassisch Proteinpulver und dann noch hochdosiert Vitamin C. Für mich empfahl er 3g Vitamin C pro Tag (3g sind heftig, wenn man bedenkt, dass 80mg die empfohlene Tagesdosis RDA sind).
Hinzu kommt noch Glutamin und Creatin, sowie hochdosiert probiotische Bakterien in Tablettenform, um die Aufnahme der Nährstoffe zu verbessern.
Wie verbessere ich schwache Muskelbereiche?
Durch Änderung des Fokus.
Wenn man schwache Muskelbereiche hat, sollte man diese in den Vordergrund stellen und ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken.
Das heißt jedoch nicht mehr Training!
Ein Beispiel:
Meine Waden sind schwach. Ich trainiere sie am Ende eines Beintrainings. Laut Dorian müsste ich nichts weiter tun als sie an den Anfang des Beintrainings zu stellen, um so die Energie und Aufmerksamkeit auf die Waden zu lenken.
Wie trainiere ich meine Waden richtig (Bewegung)?
Dorian sah, dass meine Waden etwas hinterherhinken. Ich erklärte ihm, dass ich Schwierigkeiten damit habe sie beim Training richtig zu fühlen.
Er meinte, dass ich eventuell Blockaden im Rücken habe, die mich daran hindern meine Waden korrekt zu stimulieren und ich einen Chiropraktiker aufsuche soll.
Wie hat sich dein Training im Vergleich zu deinen aktiven Zeiten verändert? Was tust du heute nicht mehr? (Frage von Marco)
Wie weiter oben schon beantwortet, trainiert Dorian nicht mehr so schwer und muss um seine Verletzungen herum trainieren.
Wie sehr veränderte sich der Alltag desto mehr man an Muskeln zugelegt hat (Gewohnheiten, Freizeitaktivitäten und Ähnliches)? (Frage von Nico)
Leider nicht direkt beantwortet.
Wie reagierten Familie und Freunde auf diesen Sport? (Frage von Nico)
Vor allem seine Eltern waren zu Beginn überhaupt nicht davon begeistert, als Dorian mit dem Bodybuilding begann.
Nach seinen ersten Erfolge legten sich die Zweifel.
Gab es jemals den Punkt, wo es zu hart war und man einfach alles hinschmeißen wollte? (Frage von Nico)
Nein. Er setzte sich nicht zu sehr unter Druck und ging immer Schritt für Schritt vor.
Es gab natürlich harte Zeiten. Aufgeben kam für ihn nicht in Frage.
Was hältst du von Periodisierung im Training oder wie sollte die “Abwechslung” im Kraftraining für maximale Hypertrophie ausschauen? (von Thomas)
Periodisierung ja, aber nur in Bezug zur Intensität. Das heißt das gleiche Training, jedoch einmal hochintensiv und einmal etwas leichter.
Anmerkungen:
Leider habe ich nicht in Erfahrung bringen können, wie er zum Bodybuilding kam und wie ein typischer Ernährungsplan zu seinen Bestzeiten aussah. Ich denke aber nicht viel anders wie der Ernährungsplan, den er für mich erstellte:
Temple Gym Impressionen
Was habe ich gelernt?
Es war nicht nur ein unvergessliches Erlebnis mit meinem Vorbild Dorian Yates zu trainieren, sondern auch eine komprimierte Lehrstunde in Sachen Muskelaufbau.
Ich habe unglaublich viel gelernt. Über mich, meinen Körper und dem Bodybuilding-Sport insgesamt.
Meine Aha-Erlebnisse möchte ich hier mit dir teilen, um dich so vor Fehlern zu bewahren und deinen Muskelaufbau zu beschleunigen.
Wenn man schon sehr lange trainiert, hört man irgendwann nichts mehr neues. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem man fast alles weiß. Einzig und allein das Bild über das, was wirklich für rasantes Muskelwachstum wichtig ist, verändert sich. Es wird viel klarer und es erscheint wie selbstverständlich.
Die wohl wichtigste Erkenntnis, die ich aus dem Training und den Gesprächen mit Dorian Yates gelernt habe ist:
Muskelaufbau ist super einfach!
Es werden unzählige Theorien verbreitet, unzählige Trainingsmethoden propagiert und es gibt unzählige Trainingsmöglichkeiten. Das ist alles gut und schön, nur nützt es überhaupt nichts, wenn man sich davon ablenken lässt und seinen geradlinigen Weg verlässt.
Beim Muskelaufbau zählt nur ein Punkt: Konstanz!
Du kannst mit dem besten Plänen der Welt trainieren, die beste Genetik der Welt haben oder auch die beste Sportnahrung der Welt zu dir nehmen. All das ist absolut nutzlos, wenn du das Training schleifen lässt, wenn deine Ernährung nur ab und zu gut ist oder du von Verletzungen oder Krankheiten zurückgeworfen wirst.
Man braucht nur einen einfachen Trainingsplan, der Spaß bereitet und bei dem man sich wohl fühlt. Dann befolgt man einen einfachen Ernährungsplan. Die Zauberformel wird komplett, wenn man die Zutat „Konstanz“ mit ins Spiel bringt und das Training, sowie die Ernährung über Jahre hinweg immer und immer und immer wieder befolgt ohne sie zu ändern!
Es ist total egal, ob man 10kg im ersten Jahr aufbaut. Wichtig ist, was man in 5 oder 10 Jahren erreicht.
Den wohl größten Fehler, den wahrscheinlich 99% aller Athleten machen (mich eingeschlossen), ist es zu ungeduldig mit dem Muskelaufbau zu sein! Das führt dazu, dass man sich ablenken lässt, seine Pläne über den Haufen wirft und so im Endeffekt viel länger benötigt.
Stell dir vor, du setzt dich nicht unter Druck und baust nur lächerliche 3kg Muskeln pro Jahr auf. Das sind in 5 Jahren satte 15kg Muskelmasse. Nun stell dir vor, wie 15kg pures Muskelfleisch mehr an deinem Körper aussehen würde?!
Heftig oder?
Das ist die Power der „Konstanz„.
Bodybuilding ist ein Sport, den man sein Leben lang macht. Was sind da schon 5 Jahre?!
Die wahre Power der „Konstanz“ wird mir erst jetzt, nach 15 Jahren Bodybuildingtraining, in vollem Maße bewusst.
Wäre ich geduldig gewesen und hätte ich von Beginn an nur einen einzigen Trainingsplan befolgt und meine Ernährung voll unter Kontrolle gehabt, würde ich jetzt wahrscheinlich auf einem ganz anderen Niveau stehen.
Ja, ich gebe zu, dass ich mich nur allzuoft habe verführen lassen. Ich bin viele Umwege gegangen, die nicht nötig waren und mich Zeit gekostet haben.
Mache nicht den gleichen Fehler! Vertraue deinem Training und sei geduldig!
Und das habe ich auch noch für mich mitgenommen:
- Wenn man etwas erreichen will, erfordert es konsequente Hingabe und Schritt für Schritt Ziele.
- Dass man einen Trainer nicht braucht, er aber eine unglaubliche Hilfe darstellt.
- Dass die wahre Power in den einfachen Dingen steckt.
- Dass man logisch Vorgehen sollte.
- Dass man zuerst immer auf seinen Körper hören und von ihn lernen sollte.
- Dass vieles aus Zeitschriften und Co. Quark ist.
Abschliessende Worte
Nachdem ich aus Birmingham wiedergekehrt war, setzte sich in meinem Kopf das gesamte Bild über Bodybuilding und Muskelaufbau neu zusammen. Es wurde viel klarer. Ich hoffe mir ist es gelungen dir die Wichtigkeit von Spaß am Training und der Ernährung, sowie das Erfolgsgeheimnis „Konstanz“ deutlich gemacht zu haben!?
Ja, du kannst den Körper deiner Träume aufbauen, wenn du dir selbst genügend Zeit dafür gibst.
Niemand ist von heute auf Morgen erfolgreich geworden. Es gehört immer eine große Portion Arbeit dazu.
In einer ohnehin schon superkomplizierten Welt bin ich froh, dass der menschliche Körper so herrlich einfach funktioniert 🙂
Mit besten Grüßen
Thomas
P.S.: Du hast Fragen? Dann zögere nicht und schreibe mir unten ins Kommentarfeld 🙂 Ich freue mich drauf!
1 Tipp gegen Bauchfett
Ich hatte Bauchfett, bis ich diesen einmaligen Tipp entdeckte
Du wirst erstaunt sein, wie einfach und schnell du einen flachen Bauch oder Sixpack bekommen kannst, ohne stundenlanges Training, ohne Pillen und ohne Bauchübungen.