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M wie maskulin – Bodybuilder als Vorreiter der Emanzipation?

maskulin

Unlängst auf einer Party in Zürich. Irgendwann, es ist schon spät in der Nacht, kommt das Gespräch aufs Bodybuilding. Genauer gesagt: auf bodybuildende Männer. Es fallen, klar, die üblichen Stereotypen – Doping, Dummheit, Muskelsucht. Eine Soziologin nippt an ihrem Bier und bekundet im Ton der Gewissheit, vor allem aber seien Bodybuilder doch eines – übertrieben heterosexuell, also: hypermaskulin, megamachomäßig! Die Beistehenden, allesamt universitär gebildet, pflichten nickend bei. Wie sollte es auch anders sein? Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da muss man sie für männlich halten.

Es ist von einer gewissen Ironie, dass sich gerade der nüchtern-analytische Geist von Akademikern regelmäßig eine Auszeit gönnt, wenn er eines Bizeps gewahr wird, der das Volumen eines Lexikons der Kulturwissenschaften übersteigt. An Stelle der Reflexion treten die Reflexe. Es ist, als ähnele das Wort „Bodybuilding“ jenem Hämmerchen, vermittels dessen Ärzte den Patellarsehnenreflex zu testen pflegen. Spricht man es vor einem funktionstüchtigen Mittelstandsakademiker aus, zuckt alsgleich dessen Zunge und spult ein voraussagbares Set von Vokabeln ab. Doch es gilt, gerade dort nachzuhaken und nachzuforschen, wo alles so schön eindeutig scheint.

Ist Bodybuilding tatsächlich ein Hort unzeitgemäßen Machogehabes und kruden Männlichkeitskultes?

Im Gegenteil! Unvoreingenommen betrachtet, ist Bodybuilding überaus progressiv, was Geschlechterrollen anbelangt. Schauen wir genau hin – was machen denn Bodybuilder eigentlich? Sie arbeiten an der Optik des Körpers. Sie pflegen ihn, sie kultivieren ihn, sie schützen ihn. Traditionell war man der Ansicht, dass dies eine Beschäftigung für Frauen sei. Der Mann war Geist, die Frau Körper. Jahrtausende lang galt diese absurde Aufgabenteilung. Männer betrieben Wissenschaft und Bibelexegese, konstruierten kühne Architekturen, bastelten Atombomben und planten Feldzüge für die Glorie des Vaterlandes, alldieweil die Frauen Kinder gebaren, ihre Dauerwellten fönten, sich weich und wärmend an ihre heimkehrenden Krieger schmiegten und im Sonntagsbraten-Braten exzellierten.

KriegerAndererseits präsentierte sich der Mann auch als haarig-räudiges Menschenvieh, vernarbt, verfilzt, schwitzend, nach Tabak riechend, von urwüchsiger Kraft, die nicht durch Hanteltraining erarbeitet, sondern gottgegeben war. Er schlug sich durch den Dschungel, ließ sich von Bestien zerbeissen, stopfte fetttriefendes Hammelfleisch in sich hinein. Gerade weil sein Geist als überlegen galt, konnte er die Ästhetik seines Körpers getrost vernachlässigen. Der Bodybuilder hingegen – gepflegt, rasiert, gecremt, gebräunt, vor Spiegeln posierend, in steter Sorge um Körpergewicht und Aussehen lebend. Er schlägt sich durch den Trainingsparcours, beisst sich allenfalls beim Bankdrücken aus Versehen auf die Zunge, verspeist weiche Nahrung wie Magerquark und Proteinriegel. Pflegt er auch einen Kult der Härte, so ist sein Körper doch gleichermaßen zart und schutzbedürftig: er darf nicht beschädigt werden, wie ein kostbares Kunstwerk. Rund um die Uhr wird er betüdelt und gehegt.

Kurzum: der Bodybuilder, so kriegerisch er auch wirken mag, hat klassische Attribute des vermeintlich „Weiblichen“ aufgegriffen und unter Männern salonfähig gemacht.

Sagen wir es also rundheraus: Der Bodybuilder ist ein hoffnungslos unterschätzter Vorreiter der Emanzipation! Es ist bezeichnend, dass Arnold Schwarzenegger 1994 im Film Junior einen schwangeren Mann spielte und in diversen Interviews damit kokettierte, dass er sich einst brazilian waxings unterzogen habe. Und wenn auch die vom patriarchalischen Haudegen Joe Weider mitbegründete International Federation of Bodybuilding and Fitness auch heute noch unterschiedliche Bewertungskriterien für Männer und Frauen anwendet – „wir wollen keine Männer in Bikinis!“ – und erst in den 1970er Jahren eine Liga der Frauen etablierte, so hat sie doch viel dazu beigetragen, dass Muskeln und Weiblichkeit keine Gegensätze mehr sind. Die erste Bodybuilding-Meisterin war Lisa Lyon und damit eine emanzipierte, nonkonformistische Frau, die sich einen Deut um traditionelle Rollenbilder scherte. So ließ sie sich von dem obskuren Neurophysiologen John. C. Lilly adoptieren, der mit Delphinen kommunizierte und – wie Lyon – mit diversen Drogen experimentierte, posierte für die Vogue, hing mit der Hollywood-Prominenz ab, wurde zur Werbe-Ikone in Japan. Ein eiserner Bizeps und erotische Posen waren kein Widerspruch für sie – beredtes Zeugnis davon legt Robert Mapplethorpes künstlerisches Fotobuch Lady Lisa Lyon (1983) ab.

Nun mögen manche einwenden, dass all dies den wenigsten Pumpern bewusst sei, dass Schwarzenegger und Lyon nicht-repräsentative Einzelfälle seien, dass die – im doppelten Wortsinne – breite Masse nun mal dumpf und testosterontrunken vor sich wuchte, heimliche Emanzipation hin oder her. Doch Menschen sind nicht die Herren im Hause ihres Tuns. Die Wirkungen unserer Handlungen sind nicht identisch mit unseren Absichten und Ansichten. Karl Marx hat dafür die Formel geprägt: „Sie wissen es nicht, aber sie tun es.“ Selbst wenn sich der martialische Eisenhans megamaskulin gebärdet – seine rasierten Achselhöhlen und seine Existenz als Spiegelbild seiner selbst sprechen eine andere Sprache.

Autoreninfo Jörg Scheller:

Jörg Scheller (*1979) lebt als Kunstwissenschaftler, Journalist und Musiker in Bern (CH). Er wurde mit einer Dissertation über Arnold Schwarzenegger 2011 promoviert und 2012 auf eine Dozentur für Kunstgeschichte an der Zürcher Hochschule der Künste berufen.

Aktuell ist er dort Co-Leiter der Vertiefung Fotografie. Nebenbei ist er Sänger und Bassist des Metal-Duos Malmzeit und freier Autor unter anderem für Die Zeit, Süddeutsche Zeitung, frieze d/e, Schweizer Monat.

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Jörg Scheller
 

Jörg Scheller lebt als Kunstwissenschaftler und Journalist in Zürich und Stuttgart. Er forscht am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft und lehrt an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Zuletzt erschien von ihm: No Sports! Zur Ästhetik des Bodybuildings, Stuttgart: Franz Steiner, 2010.

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Jahn

Hallo Jörg,

ein interessanter Denkansatz, den Du hier vorbringst.

Bodybuilding als Schritt in Richtung Emanzipation. So hatte ich das tatsächlich noch nicht betrachtet. Du führst hier jedoch einige nachvollziehbare Punkte an.

Tatsächlich widerspricht Bodybuilding mit seiner absoluten Fokussierung auf die Ästhetik des eigenen Körpers dem klassischen Bild des männlichen Kriegers.

Allerdings werden die großen Krieger, Kämpfer und Helden der Geschichte in Filmen immer als äußerst attraktiv, gepflegt und durchtrainiert dargestellt. Somit hat es Hollywood wieder einmal geschafft, uns ein Männlichkeitsideal vorzugeben.

Dies ist jedoch keine Neuheit. Es gab auch für Männer schon immer Schönheitsideale. In den 20er/30er Jahren war es für den Mann beispielsweise sehr wichtig möglichst schlank zu sein. Damit waren Männer schon damals sehr auf ihre Optik bedacht. Gehen wir noch weiter zurück, haben die Männer bereits im antiken Griechenland einen großen Wert auf die Ästhetik ihres Körpers gelegt. Im Prinzip haben die Griechen damals das Bodybuilding erfunden. Waren wir dann damals schon auf dem Weg zur Emanzipation? 😉

Viele Grüße
Jahn

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Jörg

Hallo Jahn,
danke für Deinen Kommentar! Ich stimme zu, dass die von mir beschriebene Tendenz nicht neu ist und sich nicht auf das Bodybuilding beschränkt. Auch die Wikinger-Männer, um ein weiteres Beispiel zu nennen, waren nachweislich sehr an Körperpflege und -Design interessiert. Neu am Bodybuilding ist jedoch, dass die Ästhetik isoliert auftritt – mochte einst der Ritter auch weiland parfümiert in die Schlacht reiten und der Wikinger gekämmt zu einem Raubzug aufbrechen, so waren sie eben doch Krieger. Beim Bodybuilding ist die Körperästhetik nicht mehr an den männlichen Kraft- und Tapferkeitsbeweis gekoppelt, obwohl Bodybuilder natürlich stark und tapfer sein können. Wichtig ist mir vor allem das Aufweichen und -brechen von Stereotypen – nicht von ungefähr wurden Bodybuilder früher von Gewichthebern als effeminierte „Sissies“ verspottet… Dahingehend kommt dem Bodybuilding meiner Ansicht nach durchaus eine Sonderrolle zu – was ein Hervorgehen aus den ersten urbanen Körperkulturen der Antike nicht ausschliesst. Nicht umsonst prämiert man heute bei der IFBB den „Mr. Olympia“. Doch der Olymp steht nun im kapitalistisch-konsumistischen Amerika, einem Land also, das viel für die Gleichberechtigung von Mann und Frau bewirkt hat und dessen Gründerväter sich wiederum an der Antike orientierten… So schliessen sich die Kreise!
Beste Grüsse,
Jörg

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Michael

Hi Jörg,

Ein sehr interessanter Ansatz.

Aus meiner Sicht ist es immer sehr männlich etwas zu erschaffen. Es scheint mir das Kreation die Hauptmotivation für männliches Verhalten darstellt. Sei es das wir uns eine Karriere aufbauen wollen, eine Familie oder eben eine Physis am Rande unseres maximalen Potentials. Daher sehe ich auch nicht Muskeln als Sinnbild für Maskulinität, sondern den Prozess des Trainings und der Entwicklung des eigenen Körpers an sich.

Gruß Micha

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Martin

@Jahn: Dann verdanken wir den Griechen nicht nur die Demokratie, sondern auch das Bodybuilding ;).

guter artikel, zeigt das ganze ein bisschen aus einer anderen sichtweise. vorallem, weil viele trainieren, um „männlich“ und „maskulin“ zu wirken :).

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