Im Interview mit Felix Olschewski von urgeschmack.de über das Geheimnis gesunder Ernährung, Paleo und mehr
Durch Zufall bin ich bei einer Recherche auf die Webseite von Felix gestossen. Felix betreibt den Blog urgeschmack.de, in dem du tolle und sehr tiefgründige Artikel zum Thema natürliche Ernährung findest.
Viele Kunden, Leser und Freunde fragen mich immer nach gesunder Ernährung. Aber was ist das überhaupt? Wie kann man sich gesund ernähren? Welche Nahrungsmittel sollte man dafür essen?
Um die passenden Antworten zu finden, habe ich Felix zum Interview eingeladen und er hat glücklicherweise zugesagt. Ich freue mich sehr dir unten das folgende Interview vorzustellen 🙂
Es ist eines meiner besten Interviews und beinhaltet einen wahren Schatz an Informationen! Nimm dir bitte etwas Zeit, vielleicht einen kleinen Kaffee und lese alles aufmerksam durch. Du wirst sicher wie ich begeistert sein.
Gewinnspiel
Eines dieser 3 Bücher von Felix mit persönlicher Unterschrift kannst du heute gewinnen:
Das Gewinnspiel wurde beendet. Das sind unsere Gewinner.
Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank gehen an:
Konni – Urgeschmack Einstieg
Nico – Urgeschmack Dessertbuch
Elke – Urgeschmack Kochbuch
So, nun genug der vielen Worte. Los geht´s mit dem Interview von Felix:
Einleitung
Thomas: Wer bist du und was machst du? Bitte stelle dich kurz vor.
Felix: Mein Name ist Felix Olschewski. Ich bin freier Autor und Musiker und arbeite seit 6 Jahren recht intensiv an www.urgeschmack.de. Das ist eine Seite über Ernährung und Esskultur.
Da geht es sehr detailliert um Nährstoffe, aber eben auch verstärkt um den Genuss und die Nachhaltigkeit. Und eben um das, was wir alle aus der Vergangenheit gewonnen haben: Nämlich eine Art Kulturerbe, die das Essen geworden ist.
Thomas: Wie bist du zu dieser Art von Ernährung – zur Paleo-Ernährung – gekommen?
Felix: Ich habe früher in der Videospiele-Branche gearbeitet und habe irgendwann gemerkt, dass ich meine Ernährung umstellen sollte und bin dann tief in die Recherche gegangen.
Ich habe geschaut, was es da genau gibt und wie der wissenschaftliche Stand ist, weil mir die damaligen Trends nicht zugesagt haben und weil auch diese klassische Ernährungsumstellung (viel Getreide, viel Vollkorn, usw.) nicht funktioniert hat, sondern eher das Gegenteil bewirkt hat.
Und dann habe ich durch die Recherche verschiedene Dinge gefunden und habe mit dieser Umstellung sehr viel Erfolg gehabt. Die Menschen haben mich immer wieder gefragt: „Wie hast du das gemacht? Du hast ja gar keinen Jo-Jo-Effekt! Wie funktioniert das?“
Und dann habe ich mir gedacht: Bevor ich das hundertmal erkläre, mache ich lieber einmal eine Website und schreibe das alles auf, mache es frei zugänglich. Dann kann ich Menschen helfen. Das ist ja nie schlecht. Und so ist Urgeschmack entstanden.
Die übrigen Dinge – Genuss und Nachhaltigkeit – hingen für mich sehr schnell da dran.
Denn wenn man sich das genau anschaut, wenn man den höchsten Genuss möchte, braucht man die besten Zutaten. Und die besten Zutaten wiederum, bekommt man am ehesten aus nachhaltigen Erzeugungsmethoden. Nicht zwingend Bio, aber ökologisch verträglich prodoziert sollte es sein.
Solche Lebensmittel sind in der Regel nachweislich reicher an Nährstoffen und das ist eben auch nachhaltiger. Und durch die höhere Nährstoffdichte, die man für einen besseren Geschmack braucht, hat man in der Regel auch einen höheren Wert für die Gesundheit.
Thomas: Das heißt du bist auf diese Ernährungsform gekommen, weil du abnehmen wolltest? Oder weil du dich generell gesund ernähren wolltest?
Felix: Vorne stand das Abnehmen, aber auch die Gesundheit. Ich hatte generell ein schlechteres Energieniveau. Es war nicht katastrophal, aber es war eben alles irgendwie nicht so gut.
Die Haut war nicht mehr so gut und das gesamte Körpergefühl war auch nicht mehr so gut. Ich habe aber zunächst nach einer Methode gesucht um ein bisschen abzunehmen. Ich war jetzt nicht fett geworden oder so.
Aber ich hatte ein bisschen zugenommen, hatte das gemerkt und das gefiel mir nicht. Und ich wollte fitter werden. So war es im Prinzip.
Thomas: Ich gehe mal davon aus, dass du nicht im klassischen Sinne eine Diät durchziehen wolltest, sondern eher generell dein Leben umstellen wolltest?
Felix: Ja. Es hing auch das Leben selbst mit dran. Ich habe eben viel gesessen und viele andere Gewohnheiten gehabt, die eher kontraproduktiv waren für ein ganzheitlich glückliches Leben. Da musste ich einen Strich ziehen und etwas für mich tun.
Über Paleo (die Steinzeiternährung)
Thomas: Das ist ja super, dass das so geklappt hat. Der Erfolg spricht ja für sich. Wie bist du denn überhaupt zu Paleo als Ernährungsform gekommen?
Felix: Ich habe die Paleo-Diät durch Kontakte zu Berufssportlern gefunden. Die haben mich darauf hingewiesen, ich habe mir das angeschaut und basierend auf der Paleo-Diät sehr viel recherchiert.
Ich habe geschaut, was davon wirklich fundiert ist und was nicht.
Und das habe ich dann relativ konsequent umgesetzt. Ich habe allerdings auch immer experimentiert, weil die Leserzahlen meiner Website gestiegen sind.
Da habe ich mich dann auch dafür verantwortlich gefühlt, zu schauen, was für mich persönlich tatsächlich funktioniert. Darüber hinaus habe ich auch immer geschaut, was Wissenschaftler heraus gefunden haben, was die Studien aussagen und habe eben immer experimentiert, was alles noch funktionieren kann, oder wie man das noch modifizieren kann, damit es besser funktioniert oder anders funktioniert, weil die Ernährung eben nicht nur Energieaufnahme ist, sondern mit dem gesamten Lebensstil funktionieren muss.
Und wenn jemand bestimmte Dinge sehr gerne mag und man ihm einfach sagt: „Du musst aber drauf verzichten, damit du abnimmst! Sonst geht das auf keinen Fall!“
Dann ist das, glaube ich, nicht zielführend, wenn man sich sowas komplett verkneifen muss. Und die Paleo-Diät kann man in den letzten Jahren immer wieder durchaus regelmäßig bei mir sehen.
Nötig ist der Hinweis darauf, dass viel, was wir heute mit der Paleo-Diät verbinden, ziemlicher Blödsinn ist. Das fängt beim Namen an:
Es gibt „die Steinzeit-Ernährung“ eigentlich nicht.
Die hat überall auf der Welt anders ausgesehen und nur weil es etwas in der Steinzeit gab, was wir damals gegessen haben, ist es noch nicht zwingend belegt, dass das dadurch gesund ist. Und auch alles, was nach der Steinzeit kam, muss nicht zwingend ungesund sein.
Es gibt da viele viele Ungereimtheiten. Ich sage das immer so: Die Steinzeiternährung oder Paleo-Diät ist in der Praxis ein sehr effektives und effizientes Werkzeug um sich gesund zu ernähren, wenn man es nicht hinterfragt. Aber sobald man anfängt Fragen zu stellen, muss man so weit ausholen und so viele Ausnahmen einschieben, dass der Begriff „Steinzeit“ eigentlich ungünstig ist.
Der ist sehr griffig, man kann das Menschen sehr schnell erklären und es ist ein tolles Werkzeug, aber wenn man drüber nachdenkt und dem wirklich auf den Grund gehen möchte, dann sieht man sehr viele Lücken…wie bei vielen anderen Konzepten auch! Rohkost, vegan, vegetarisch…es gibt leider überall Haken.
Über gesunde Ernährung
Thomas: Was macht deiner Meinung nach eine gesunde Ernährung aus?
Felix: Eine gesunde Ernährung sollte auf jeden Fall möglichst wenige Stoffe enthalten, die mir schaden.
Man ist sich weitgehend einig, dass es kein Lebensmittel auf der Welt gibt, das nicht einen Stoff enthält, der ab einer bestimmten Konzentration toxisch wirkt.
Das heißt, ich kann nicht alle Gifte aus meiner Ernährung verbannen, sondern ich kann nur versuchen das Niveau möglichst gering zu halten.
Die Nahrung sollte mir nicht schaden. Und sie sollte möglichst meinen Körper pflegen oder warten, sodass ich optimale Energie bekomme, optimale Zellregeneration, usw.
Das ist im körperlichen Sinne für mich eine gesunde Ernährung. Sie muss für mich aber auch psychisch für mich funktionieren und gesund sein. Das heißt, ich sollte und darf dadurch keine Essstörung entwickeln, sie darf mich nicht sozial isolieren und sie muss mit meinem Lebensstil funktionieren.
Ich kann nicht mein ganzes Leben nur um die Ernährung herum bauen. Das ist möglich, aber in der Regel ist es nicht gesund.
Thomas: Was meinst du genau mit Giftstoffen? Eine sehr einfache Empfehlung von mir ist es ja, dass man stark verarbeitete Produkte möglichst meiden sollte. Was sind Produkte, die man deiner Meinung nach meiden sollte und auf welche Giftstoffe muss man unbedingt verzichten?
Felix: Ganz vorne stehen natürlich Insektizide, Pestizide und Herbizide. Alles was wir im Pflanzenbau in größeren Mengen verwenden, um diese Mengen herstellen zu können. Und viele davon sind auch für den Menschen schädlich und deswegen ist es sicherlich ratsam die in der Ernährung zu meiden – zumindest in größeren Konzentrationen.
Dann gibt es pflanzeneigene Stoffe: Gluten wird immer genannt, Lektine, Phytinsäure, Tannine, Saponine usw. Da ist es dann fraglich, weil denen teilweise auch positive Wirkungen zugeschrieben werden und da fängt es dann an, dass man auf die Konzentration, auf die Mengen, achten muss.
Wenn man zu viel davon isst… zu viel ist per Definitionem zu viel und da muss man schauen, wo dieses „zu viel“ anfängt. Und das bekommt man sehr schnell hin, indem man auch versucht eine Balance zu finden und sich möglichst vielseitig ernährt von möglichst buntem Gemüse.
Nicht immer nur grün, nicht immer nur rot, nicht immer nur gelb, sondern möglichst verschiedene Farben. Das wäre mein Rat.
Du hast gefragt, worauf man verzichten sollte. Ich mag das eigentlich kaum pauschal sagen, aber ich bin da mit dir wahrscheinlich eher auf einer Linie: Möglichst keine stark verarbeiteten Produkte aus der Lebensmittelindustrie.
Also z.B. Fertigpizzen usw.
Die müssen nicht alle schlecht sein, aber die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass bei solchen stark verpackten und stark verarbeiteten Produkten einerseits nicht die hochwertigsten Lebensmittel benutzt werden, weil das Billigprodukte sind und die Hersteller an jeder Ecke sparen müssen.
Und dann kommt dazu, dass sie meistens mit Zucker, Salz und Fett manipuliert sind. Das sind genau die Dinge, bei denen der Mensch fest so verdrahtet ist (da ist er nicht dumm oder schwach), diese Sachen vorzuziehen und dann eventuell mehr zu essen, als er möchte.
Über gesunde Lebensmittel
Thomas: Wo kaufst du denn z.B. deine Lebensmittel ein, um solche Dinge wie z.B. Pestizide zu umgehen?
Felix: Ich kaufe hier in der Nähe auf einem Wochenmarkt ein. Das ist der größte Anteil meines Einkaufs. Da gibt es kleine Bio-Stände, da gibt es aber auch Erzeuger aus der Region, die kein Bio-Siegel haben, weil sie sich das nicht leisten können und wollen, weil so eine Zertifizierung eben auch teuer ist. Aber die erzeugen teilweise von der Qualität her noch besseres Gemüse als die Bio-Stände.
Ansonsten greife ich in der Regel zu Bio-Ware. Nicht weil ich Bio so wahnsinnig toll finde, sondern weil es das derzeit geringste Übel ist Das heißt ich kann dadurch zumindest die Wahrscheinlichkeit erhöhen, möglichst wenig Düngemittel usw. zu bekommen.
Viel Bio-Ware kommt eventuell aus einem weit entfernten Ausland und das Bio-System ist sich dessen bewusst, dass sie nicht genug Kontrollstellen und Prüfer haben, die das tatsächlich überprüfen, ob es wirklich schadstofffrei ist, ob es wirklich aus so einem Betrieb kommt… diesen Skandal haben wir leider immer wieder.
Ich würde also dazu raten, eher zu ökologisch verträglich erzeugter Ware zu greifen.
Das muss nicht das Bio-Siegel sein, aber es ist eine einfache Lösung. Das Bio-Siegel ist aber in jedem Fall keine Garantie für die beste Qualität.
Das Beste ist es, meiner Erfahrung nach, in der Region zu schauen, was es da für kleine Betriebe oder Privatleute, oft Rentner, gibt, die so etwas selbst im Garten produzieren und dann irgendwo auf dem Wochenmarkt stehen.
Meiner Erfahrung nach sind das die, die die beste Qualität liefern und bei denen man auch das befriedigendste Erlebnis bei Einkauf hat. Man hat halt wirklich Kontakt zu genau der Person, die die Sachen erzeugt hat und das ist wichtig. Ich hatte ja vorhin vom Kulturerbe gesprochen – das Essen ist etwas sehr intimes, was wir in der Tradition immer gemeinsam genossen haben und ich finde es da wichtig, dass man auch diesen engen Kontakt hat.
Über Mahlzeiten von Felix
Thomas: Da hast du vollkommen Recht. Könntest du uns deine Mahlzeiten für einen typischen Tag vorstellen?
Felix: Nicht jeder Tag ist anders. Das ändert sich bei mir hauptsächlich durch die Jahreszeiten – durch das, was verfügbar ist.
- Zurzeit ist es in der Regel morgens ein Omelett mit Kräutern, mit Petersilie und Schnittlauch, ein bisschen Salz und Pfeffer und Butter dazu. Mehr nicht. Das ist mein Frühstück.
- Mittags gibt es dann…was gab’s heute? Geschmorte Paprika mit Zwiebeln und Knoblauch zum Beispiel. Einfach nur das und dazu vielleicht mal Polenta, auch wenn Mais ein Getreide ist und das nicht Paleo ist. Wie gesagt… das ist für mich keine Religion. Es schmeckt und es schadet mir nicht. Es macht satt und das ist eine ganz gute Sache.
- Und abends gibt es dann zu Zeit recht häufig geräucherte Makrele, weil wir hier einen guten Fischhändler aus Holland haben, der sehr gute Ware hat und die selbst räuchert. Und dazu geschmorte Möhren in Senfsoße.
Thomas: Das hört sich ja sehr abwechslungsreich und sehr lecker an!
Felix: Ist es! Ja! Das macht es auch schwierig, essen zu gehen, weil man häufiger frustriert wird.
Thomas: Du hast gerade die geräucherte Makrele angesprochen. Ist das Räuchern deiner Ansicht nach vertretbar?
Felix: Es kommt darauf an wie. Wie immer. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die sich über „es kommt drauf an-Antworten“ beschweren, aber es ist nun mal so. Speziell in diesem Bereich…
Man kann das Ding toträuchern und mit wirklich schlechtem Material räuchern, oder man kann es sehr vorsichtig räuchern und aufpassen, dass keine großen Mengen von Toxinen im Produkt landen.
Und dann ist es in der Regel kein Problem, sowas auch mal häufiger zu essen. Es gibt den Lebensmittel Chemiker Harold McGee. Der hat das legendäre Buch geschrieben On Food and Cooking: The Science And Lore Of The Kitchen, das seit den 80ern quasi das Standardwerk für Lebensmittelchemie und Köche, die mehr über die Lebensmittel erfahren wollen, ist.
Und er schreibt zum Röstaroma und zu der Röstreaktion: „Wir machen das seit tausenden von Jahren und es gibt noch keine flächendeckenden Probleme dadurch“. Das heißt es ist wahrscheinlich kein Problem, sowas gelegentlich zu verzehren, wenn es nicht schwarz verkohlt ist.
Das Spektrum ist sehr weit und wenn man dann noch bedenkt, dass man das ja nicht jeden Tag drei Mal isst, dann, denke ich, gibt es keinen Anlass zu Sorge.
Thomas: Das Buch hört sich sehr interessant an.
Felix: Es ist unbezahlbar. Wenn ich neue Rezepte selbst ausprobiere, gucke ich da rein. Da steht drin warum die Sachen reagieren und wie das passiert. Der war der erste, der das untersucht hat. Das ist schon faszinierend.
Über Fleisch
Thomas: Was hältst du generell vom Fleischkonsum? Ist Fleisch Bestandteil einer gesunden Ernährung? Oder nur in Maßen? Oder ist das völlig egal?
Felix: Ich glaube nicht, dass es völlig egal ist. Es kommt auch da sehr stark auf die Qualität an. Ich glaube, dass es nicht besonders ratsam ist, Fleisch aus industrieller Intensivtierhaltung zu essen, sondern ich würde, wenn mich jemand fragt, antworten:
Wenn, dann nur aus artgerechter Haltung.
Das heißt nicht Bio-Fleisch, sondern man muss noch wesentlich weiter gehen und schauen, dass die Tiere, wenn es Rinder sind, ganzjährig auf der Weide stehen. Das geht.
Ich weiß, dass einige aufschreien, aber das geht. Es gibt da diverse Betriebe und von solchen kaufe ich gelegentlich mein Fleisch. Bei Schweinen geht das auch. Auch die kann man auf der Weide halten und Hühner auch. Also das geht. Wenn dann, nur das.
Und dann bin ich auch davon überzeugt, dass es auf die Menge ankommt. Wenn man zu viel Fleisch isst, ist das, glaube ich, ungesund.
Auch das nicht allein wegen des Fleisches, sondern auch wegen der Dinge, die man deswegen nicht mehr isst. Denn wenn ich so viel Fleisch esse, ist mein Energiekontingent quasi allein mit Fleisch gefüllt und Gemüse und Obst fehlen mir. Dadurch fehlen mir dann eben auch wichtige andere Nährstoffe. Also es muss auf jeden Fall ausgewogen sein.
Ich glaube das ist das gleiche Problem wie beim Getreide. Es wird immer gesagt: Der isst viel Getreide und ist krank – also macht Getreide krank. Und ich glaube das nicht.
Ich glaube das Problem ist, dass so jemand morgens Brot isst, mittags Nudeln und abends noch Lasagne oder Pizza und das ist alles sehr viel Getreide. Das Getreide ist nicht das Problem, aber er isst stattdessen kein Gemüse, kein Fleisch, keine Eier, keine Leber, keine Nährstoffe mehr. Das ist, glaube ich, der Kern. Getreide enthält auch Nährstoffe, aber eben nicht alle.
Thomas: Wie bekommst du deine Ernährung und Besuche/Familie/Urlaube unter einem Hut? Das ist für mich eine große Herausforderung.
Felix: Beim Essengehen finde ich es noch am einfachsten, weil man sich meistens die Dinge so zusammenstellen kann. Für mich steht immer Gemüse im Zentrum. Hauptsächlich Gemüse.
Wenn ich das Restaurant kenne und weiß wo der Mann, oder die Frau, oder der Chef sein Fleisch herbekommt, dann würde ich sogar mal zu einem Stück Fleisch greifen. Ich gehe mittlerweile aber recht selten essen.
Ich musste über Jahre hinweg sehr viel selbst kochen, weil ich mich so ernähren wollte und weil es mir auch Spaß gemacht hat. Und dadurch bin ich recht gut geworden als Koch.
Jetzt koche ich so gut, dass ich im Restaurant meistens frustriert bin. Deswegen kommt das für mich nicht mehr so oft in Frage, aber ich finde im Restaurant kann man sich das immer noch so ein bisschen aussuchen. Man kann ja auch Sonderwünsche äußern – das ist kein Problem.
Wenn ich irgendwo zu Besuch bin, lege ich das in der Regel so (und das immer schon), dass ich vorher genug gegessen habe, sodass ich da nicht unbedingt essen muss. Und wenn es irgendwas gibt, was ich interessant finde, wie z.B. ein Stück Kuchen, dann esse ich das auch mal mit. Wenn ich weiß, dass derjenige oder diejenige gut backen oder kochen kann.
Im Urlaub geht es in der Regel auch. Entweder es gibt Buffets, wo man sich das aussuchen kann, oder man geht essen, oder man kauft sich im Supermarkt einfach Gemüse und isst dann vielleicht auch einfach mal ne Woche lang nur Salat oder sowas. Dann muss es notfalls eben auch mal ein guter Dosentunfisch sein oder sowas. Aber in der Regel kann man es sich aussuchen.
Man ist nie gezwungen, Schrott zu essen.
Über vegetarische Ernährung
Thomas: Ich finde es klasse, dass du das nicht zu einer Religion machst und flexibel bist. Du verfolgst also meistens deinen Ernährungsplan, aber wenn es mal hart auf hart kommt, isst du auch nicht passende Lebensmittel? Hab ich das richtig verstanden?
Felix: So ungefähr. Einerseits hast du gerade von Religion gesprochen. Für viele ist das eine Ersatzreligion. Die sagen dann eben nicht: „Ich esse vegetarisch.“, sondern „Ich bin Vegetarier.“ oder „Ich bin Paleo.“ oder „Ich bin Veganer.“
Wenn so jemand eine Kritik an dieser Ernährungsform hört, nimmt er die sehr persönlich. Das allein ist ja schon wieder der Anfang des Elends. Das muss ja nicht sein.
Das kann man sich einfach ersparen, indem man sagt: „Ich ernähre mich so, weil das meine Überzeugung ist und weil es mir gut tut.“ Der andere Punkt ist, dass die Ernährung für mich funktionieren muss. Und nicht ich muss für die Ernährung funktionieren.
Das heißt, dass die Ernährung sich in meinem Leben schön mir unterzuordnen hat. Sie hat für mich zu arbeiten. Das heißt natürlich, dass ich etwas dafür tun muss, aber sie muss eben dafür sorgen, dass mein Körper gesund bleibt, dass meine Psyche gesund bleibt und dass mein Leben funktioniert. Es bringt ja nichts, die körperlich perfekte Ernährung zu finden, wenn danach der Rest des Lebens komplett entgleist. Das heißt es muss auch sozial und mit der Freizeit funktionieren.
Thomas: Ich habe vor kurzem einen Bericht über eine ehemalige Veganerin gelesen. Die hat sich über mehrere Jahre vegan ernährt und musste dann leider feststellen, dass ihr Körper diese Ernährung nicht richtig verarbeiten konnte. Dass ihrem Körper Nährstoffe gefehlt haben, wegen der sie dann Fleisch essen musste. Man sollte also wahrscheinlich den Köper entscheiden lassen, was gut tut und was nicht. Da stimmst du mir sicherlich zu?
Felix: Es gehört natürlich auch dazu, dass man sich damit beschäftigt. Viele sagen, dass man einfach nur auf seinen Körper hören muss. Das stimmt insofern, als das der Körper Systeme hat, die einen gewissen Hunger auf bestimmte Dinge hervorrufen.
Das Problem ist, dass wir heute in einem totalen Überangebot und mit manipulierten Lebensmitteln (mit Salz, Zucker, Fett) leben. Und wenn man Lebensmittel manipuliert, dann setzen sie diese Systeme im Körper, die Hormone, die dafür sorgen, dass man auf das Richtige Hunger hat, außer Kraft.
Dann isst man eben doch die falschen Sachen und in der Regel vor allem zu viel. Und dann funktioniert das nicht. Aber wichtig ist auf jeden Fall, dass es keine Ersatzreligion ist. Man muss flexibel bleiben.
Über Fasten
Thomas: Was hältst du davon, gelegentlich zu fasten? Ich habe verschiedene Bücher gelesen, in denen darauf hingewiesen wird, dass gelegentliches Fasten gesund ist und die Zellen ein bisschen entlastet.
Felix: Ich habe da viel drüber gehört und es ist sehr umstritten. Mein Eindruck ist auch da, dass man es gerne ausprobieren sollte. Ich habe selbst sehr lange Zeit dieses Kurzzeitfasten über 18 Stunden gemacht.
Das hat für mich funktioniert, aber ich habe dann wieder angefangen normal zu essen. Also drei Mahlzeiten am Tag: Morgens, mittags, abends. Und das hat eigentlich noch ein bisschen besser funktioniert.
Man kann das mal machen, aber ich glaube man sollte auch das nicht zu einem festen Plan machen, sondern flexibel bleiben. Sascha Fast von Improved Eating schreibt oft über metabolische Flexibilität. Das ist ein anderes Thema, aber es geht für mich immer um Flexibilität; möglichst viele verschiedene Reize zu setzen… mal fasten, mal nicht fasten.
Ich halte das für sinnvoller. Ich glaube nicht, dass man das pauschal sagen kann.
1 Tipp für gesunde Ernährung
Thomas: Was ist dein bester Tipp für eine gesunde Ernährung, den jeder heute noch umsetzen kann?
Felix: Ich habe lange überlegt, ob es einen Tipp gibt, der für alle funktioniert. Ich kann nur einen geben, der für möglichst viele funktioniert. Mir fällt gerade der Satz nicht ein… ich habe den neulich schriftlich formuliert. Man sollte möglichst alles, was man isst, selbst zubereiten und also keine Fertigprodukte irgendeiner Art essen.
Und immer – und das ist noch viel wichtiger und das kann jeder sofort machen, ich streiche also, was ich gerade gesagt habe – immer bei absolutem Bewusstsein mit voller Aufmerksamkeit essen.
Nur diese eine Sache machen: Essen und bewusst schmecken und sich genau klar machen, was man da isst.
Am Tisch – um es mit Michael Pollan zu sagen.
Also ich glaube man könnte sehr viele Probleme vermeiden, indem man viel bewusster und aktiver isst und sich damit auseinander setzt.
Ich glaube der Rest kommt dann von selbst. Und – was ich kurz gesagt hatte – möglichst alles selbst zubereiten, weil sich dann sehr viel ausgleicht und sehr viel Balance ins Essen hinein kommt.
Thomas: Empfiehlst du Paleo als Ernährungsform?
Felix: Für die meisten würde ich sagen, wenn sie mit ihrer Ernährung Probleme haben und weder vegetarisch oder vegan leben, dass Paleo ein ganz guter Einstieg ist um die Ernährung umzustellen. Das ist mit größter Wahrscheinlichkeit effizient.
Ich glaube der Erfolg vieler Leute mit Paleo und der Erfolg vieler Menschen mit vegetarischer Ernährung, oder Rohkosternährung ist in der gleichen Sache begründet.
Nämlich darin, dass sie von einer unbedachten Fastfood-Ernährung umsteigen.
Und dann spielt es fast keine Rolle, ob es vegetarisch oder Rohkost oder Paleo ist. Für die meisten ist das der größte Erfolg. Nicht Paleo, sondern kein Fastfood mehr.
Aber in der Regel ist Paleo ein ganz guter Einstieg, wenn man nicht zu viel darüber nachdenkt, ob das historisch alles richtig ist.
Thomas: Ich habe mich mit einem Sportwissenschaftler unterhalten und der hat in diesem Zusammenhang erwähnt, dass Vegetarier oft länger leben als nicht Vegetarier. Das liegt aber nicht zwingend daran, dass sie kein Fleisch essen, sondern daran, dass sie sich generell wesentlich bewusster ernähren und Fastfood vermeiden. Ich finde das ist ein super Ansatz. So einen ähnlichen Ansatz verfolgst du ja auch, oder?
Felix: Absolut. Ja. Ich esse seit drei, vier Monaten auch kaum noch Fleisch. Ich esse nicht vegan, also ich esse Eier und Fisch, aber für Fleisch habe ich hier in der Gegend einfach keinen guten Anbieter mehr. Und das funktioniert für mich auch super.
Das muss absolut nicht Fleisch sein, es geht aber auch mit Fleisch. Für mich funktioniert es sehr gut ohne. Aber wie gesagt… wenn man da nicht religiös rangeht und es nicht zu seiner Identität macht, dann… Hauptsache bewusst und auf Qualität achten.
Thomas: Die Einstellung finde ich super. Ich danke dir vielmals für deine Zeit!
Felix: Vielen Dank an alle Leser. Ich wünsche euch allen noch einen schönen Tag und würde mich freuen, wenn ihr mit eurer Ernährung glücklich seid. Alles Gute!
Noch einmal vielen Dank Felix für deine Zeit und das tolle Gespräch 🙂
Wir haben dieses Interview via Skype gemacht. Leider hat meine Aufnahmefunktion versagt, sodass wir improvisieren mussten. Deshalb habe ich mich dazu entschieden dieses Interview als Text zu veröffentlichen.
Ich hoffe es ist trotzdem gut geworden und du hast viel für dich mitgenommen? Mehr über Felix gibt es hier auf seiner Webseite www.urgeschmack.de.
Beste Grüße
Thomas
1 Tipp gegen Bauchfett
Ich hatte Bauchfett, bis ich diesen einmaligen Tipp entdeckte
Du wirst erstaunt sein, wie einfach und schnell du einen flachen Bauch oder Sixpack bekommen kannst, ohne stundenlanges Training, ohne Pillen und ohne Bauchübungen.