[Interview] Wahrheit über Vegetarier und die Formel für gesunde Ernährung
Durch Zufall bin ich Anfang des Jahres auf ein tolles Buch gestossen (mehr dazu unten), welches mich sofort gefesselt hat. Ich wollte mehr über den Autor erfahren und stieß dann auf seinen tollen Blog edubily.de!
Sein Name ist Chris Michalk und ich habe ihn zu einem Interview eingeladen. Herausgekommen sind wahnsinnig spannende Einblicke und Fakten über Ernährung und Gesundheit, die nirgendwo sonst zu finden sind.
Ich bin froh, dass er sich die Zeit für dieses Interview genommen hat und stolz, dir das folgende Interview zu präsentieren:
Thomas: Hallo Chris, vielen lieben Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich freue mich sehr, dass du dabei bist und bin gespannt auf deine Antworten und die Reaktion meiner lieben Blog Leser :)
Bevor wir beginnen, stelle dich bitte einmal kurz vor, damit meine Leser wissen wer du bist:
1.) Wer bist du und was machst du?
Chris: Hallo Thomas, es freut mich sehr, dass die Möglichkeit hier zustande gekommen ist.
Ich danke dir!
Ich bin an der Uni eingeschrieben, Fach Biowissenschaften, und will dieses Kapitel in naher Zukunft beenden. Entweder in Form einer Dissertation oder in Form eines… ja, mal sehen, wo mich das Leben hinführt.
Ich hatte vor ein paar Jahren massive gesundheitliche Probleme, als Folge habe ich spaßeshalber (oder des Ernstes wegen …) angefangen, meine Gedanken im Internet niederzuschreiben. Eine Bewältigungsstrategie.
Ich dachte: Wenn ich mein Wissen selbst nicht mehr so richtig anwenden kann, gebe ich es einfach weiter. Dabei entstand dann der Blog edubily (aus den Wörtern education und biology), der sich mit unserer Biochemie befasst und wie wir diese für uns nutzen können.
Thomas: Dein Buch „Das Handbuch zu Ihrem Koerper: So erreichen Sie Ihr genetisches Maximum“ hat mir eine völlig neue Sichtweise auf unseren Körper gegeben. Ein klasse Werk, dass ich jeden Empfehlen kann!
2.) Könntest du kurz beschreiben, wie es zu diesem Buch kam und worum es darin im Groben geht?
Genau darum ging es mir (indirekt).
Ich wollte anderen Menschen eine neue Sichtweise auf so eingefahrene Aspekte geben. Es freut mich natürlich doppelt und dreifach, wenn auch bereits erfahrene Athleten, wie du, davon profitieren können.
Um ehrlich zu sein, war das Buchprojekt an sich so nicht geplant. Vor knapp einem Jahr hatte ich täglich vielleicht 200, 300 Leser und ein sehr gut besuchtes, aktives Forum.
Die wenigen, aber sehr aktiven Menschen haben sich damals gegenseitig bereichert, es war ein sehr fortschrittlicher Wissenstransfer.
Dabei flammte immer wieder die Frage auf, ob ich denn nicht eine Art Zusammenfassung, eine Grundlagenbeschreibung niederschreiben könnte, sodass jeder (neue) Leser verstehen kann, welchen Gedanken unsere Arbeit eigentlich entspringt.
Gesagt, getan: Innerhalb von zwei, drei Wochen hatte ich die Rohfassung getippt. Als wir ankündigten, dass wir ein Ebook veröffentlichen, war recht schnell klar, dass die Meisten eher Bücher lesen wollen.
Und so hat sich das Ganze dann ergeben. Auch, weil sehr freundliche und hochkompetente Menschen ihre Hilfe angeboten haben.
Das Lustige an der Sache ist: Die Entwicklung war so nicht abzusehen. Es war ja in Wahrheit auch kein Buch für Jedermann, sondern für meine Leser. :) Hätte ich das gewusst …
Im Grunde ist die Idee des Buches rasch erzählt:
Ich sehe den menschlichen Körper als System, das einen Input in Form von beispielsweise essentiellen Mikronährstoffen braucht, um sich dann selbst hoffentlich optimal zu erhalten.
Dabei rücken biochemische und physiologische Gesetzmäßigkeit ins Zentrum des Beschriebenen. Denn ich bin der Meinung, dass wir uns selbst noch nicht derart wissenschaftlich verstehen, wie wir das mit nahezu jeder anderen Sache in unserem Leben bereits tun.
Diese grundlegende wissenschaftliche Verständlichkeit, mit der wir andere Dinge angehen, sollten wir auch an den Tag legen, wenn es um unseren Körper geht.
Und diesbezüglich zeige ich Signalwege oder Reaktionswege auf, die beispielsweise Langlebigkeit oder Sporteffekte vermitteln.
Ich zeige auch auf, welche Reaktionswege beispielsweise „Glück” im Kopf entstehen lassen oder aufgrund welcher „Schalter” die metabolische Gesundheit (relativ betrachtet) an oder ausgeknipst wird.
Kurz: Ich möchte, dass Menschen ihr eigenes System kennen lernen. Schaffen wir das und korrigieren einige Anomalien, kann sich das System wieder selbst speisen und dann klappt’s von alleine.
Wichtig ist mir, dass Leser erkennen, dass mein Buch einfach eine Sammlung vieler Möglichkeiten ist. Man kann sich dabei das herauspicken, was für einen selbst wertvoll ist und den Rest, meinetwegen, ignorieren.
Thomas: Unsere Gesundheit ist das Wichtigste im Leben. Ich möchte stets gesund bleiben.
3.) Könntest du uns 3 einfache, aber wirkungsvolle Tipps geben, um genau das zu erreichen?
Bei solchen Fragen werden häufig irgendwelche Phrasen wie “bewege dich, ernähre dich richtig …” gedroschen.
Machen wir heute einmal anders:
- Kümmere dich um dein NO (Stickstoffmonoxid) System - bei uns im Shop gibt’s einen ausführlichen Guide dazu, ansonsten gibt’s kostenlos Infos bei uns auf der Seite.
- Sieh zu, dass deine Enzyme funktionieren - die brauchen u. a. Spurenelemente und Mineralien. Der komplette intrazelluläre Energiestoffwechsel bricht zusammen, wenn Magnesium nicht als Kofaktor vorhanden ist
- Achte auf individuelle AminosäureLücken in deinem Aminogramm - erst neulich hat eine Arbeit gezeigt, dass man das zelluläre Altern umkehren kann durch die Aminosäure Glycin
Thomas: Wie du schön in deinem Buch beschrieben hast, ist unser Körper ein biochechmisches System. Dr Aubrey de Grey meint, es ist möglich mit diesem „System“ 100 Jahre alt zu werden.
4.) Glaubst oder denkst du, dass es möglich ist oder irgendwann sein wird, ewig zu leben?
Chris: Also … zunächst einmal muss ich sagen, dass Dr. de Grey bekannt wurde durch das Buch „Niemals alt!: So lässt sich das Altern umkehren. Fortschritte der Verjüngungsforschung (KörperKulturen)“.
Insofern weiß ich seine Arbeit sehr zu schätzen, denn man weiß heute, dass Mitochondrien im Zentrum stehen bezüglich der Frage nach Gesundheit, Langlebigkeit, aber auch Leistungsfähigkeit.
Zu deiner Frage: Es kommt ein wenig darauf an, wie wir „ewig” definieren.
Hättest du die Frage nach dem ewigen Leben vor, sagen wir, 200 Jahren gestellt, hätten wir erfahren, dass wir heute im Prinzip schon „ewig” leben.
Die Wissenschaft denkt, dass der menschliche Körper ein Verfallsdatum hat, eine theoretische Lebensspanne etwas, was der menschliche Körper prinzipiell erreichen könnte, es aber in der Realität aufgrund diverser Umstände nicht tut.
Dies impliziert aber gleichzeitig, dass…
- a) Interventionen durchaus das Leben derart verlängern könnten, dass die Diskrepanz zwischen der realen und theoretischen, maximal möglichen Lebensspanne kleiner wird und
- b) danach nur noch ein Leben als Cyborg möglich ist. Auch, wenn das ein wenig nach Sci-Fi klingt: Ich denke, nur das Verschmelzen von Mensch (wenn man das dann noch so nennen kann) und Maschine würde ein ewiges Leben ermöglichen.
Das heißt aber selbstverständlich nicht, dass ich das befürworte oder gar gut finde.
Thomas: Immer wieder stelle ich mir die Frage nach gesunder Ernährung. Was ist das überhaupt und wie ernährt man sich gesund…
5.) Was ist deiner Meinung nach eine gesunde Ernährung?
Chris: Energie + ausreichende Aufnahme aller essentieller (Mikro)Nährstoffe + biologische Matrix des Nahrungsmittels (z. B. Phytochemikalien)
Alles andere (z. B. die Frage nach Kohlenhydraten) ist sekundär. Auch wenn es so banal klingt, so schaffen es die Wenigsten, diese Gleichung in ihrem Wesen zu verstehen und sie auch zu leben.
Das sieht man anhand diverser Bluttests und auch in vielen persönlichen Gesprächen alleine, wenn es darum geht eine adäquate Kalorienzufuhr zu gewährleisten, was ja ebenfalls maßgeblich dazu beiträgt, dass so wichtige Hormonwerte (wie T3, Testosteron, Leptin) stimmen.
Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass wir heute alle ein Stück weit essgestört sind.
Thomas: Viele Freunde und Kunden sind Vegetarier. Dieser Trend nach fleischloser Ernährung ist überall zu sehen und jeder macht mit.
6.) Was ist deine Meinung zu vegetarischer Ernährung? Gut oder schlecht?
Chris: Ich bin da tatsächlich recht offen. Schafft es jemand, mit fleischloser Kost, die obige Gleichung zu erfüllen, ist das, per definitionem, eine gesunde Ernährung.
Die Frage ist nur, ob das tatsächlich machbar ist.
Ich lebe selbst ab und zu ovo-lacto-vegetarisch und habe keinerlei Probleme, meine Blutwerte zu halten.
Auf der anderen Seite habe ich eben auch kein Konzept, was mir Interventionen verbietet. So habe ich dann auch kein Problem damit, mal eine Zink-Kapsel einzuschmeißen und weiß außerdem, welche meat-based bioactive compounds es gibt, die ich wenigstens ab und an ergänzen sollte und ergänze, wenn ich einmal weniger bis kein Fleisch esse.
Gleichzeitig bin ich aber auch der Meinung, dass man sich nicht verrückt machen muss, wenn man ein paar Tage fleischlos lebt. Ich denke, das liegt auch im Sinne der Vergangenheit des Menschen und die biochemischen Systeme spiegeln ebendiesen Sachverhalt gut wider (so sind wir z. B. tierisch schlecht darin, Taurin zu synthetisieren, aber umgekehrt können wir es sehr gut konservieren).
Das Problem bei vegetarischer oder veganer Ernährung, ist, dass es Konzepte sind.
Konzepte schränken uns, bewusst oder unbewusst, ein und verhindern so etwaige Interventionsmöglichkeiten, die uns ansonsten helfen würden – man muss sie eben nur geschickt und zeitlich sinnvoll anwenden.
Generell muss man bei Ernährungsformen auf Pflanzenbasis ein bisschen aufpassen:
Manche Phytochemikalien, wie die Phytinsäure, hemmen beispielsweise die Mikronährstoffaufnahme.
Im Sinne meiner Gleichung (siehe oben), muss man dann entsprechend sicherstellen, dass die Mikronährstoffe trotzdem irgendwie in meinem Blut ankommen.
Phytinsäure hat auch schöne Seiten: Es verbessert beispielsweise die Insulinsensitivität und ist ein Tumorhemmer erster Güte.
Das ist auch ein großer Kritikpunkt von mir, wenn Menschen versuchen, ein Lebensmittel nach (beispielsweise) dem Kohlenhydrat-Gehalt zu beurteilen. Dieses reduktionistische Denken ist ein Fehler. Wir schießen uns dann auf bestimmte Lebensmittel ein, weil es Stoff XY enthält (den wir ja meiden wollen) und vergessen dabei die vielen anderen Seiten des Lebensmittels oder gar des genannten Stoffes.
Es gibt noch andere potenzielle Probleme solcher Ernährungsformen, wie beispielsweise Omega-3-Fettsäuren:
Wir müssen heute akzeptieren, dass der Körper sehr schlecht darin ist, aus alpha-Linolensäure (die pflanzliche Omega-3-Fettsäure), das für uns so wertvolle DHA zu synthetisieren. Insofern sollte in jeder Ernährungsform eine gute DHA-Quelle zu finden sein. (DHA kann retrokonverierten zu EPA, EPA aber nur theoretisch [nicht in der Praxis] zu DHA.)
Gleichzeitig ergibt sich bei veganer/vegetarischer Kost häufig das Problem, dass sie zu Linolsäure-haltig ist. Linolsäure ist eine Omega-6-Fettsäure.
Thomas: Und zum Schluss habe ich noch eine Frage, die sicher viele Bodybuilder und Kraftsportler interessieren wird:
7.) Wie steigere ich auf natürliche Weise meinen Muskelaufbau ohne dick zu werden?
Ja, also: Wir kaufen uns alle Phosphatidsäure und bauen dann doppelt so schnell Muskulatur auf. :) Spaß!
Nein, im Ernst.
Es ist mal wieder an der Zeit, Grundlagenarbeit zu betreiben. Oberstes Prinzip:
Pro Muskel eine ausreichend hohe Spannungsdauer, die sich auf insgesamt 60 bis 100 Sekunden belaufen sollte.
Heißt: Einen Satz so oft wiederholen, bis diese Spannungsdauer erreicht wird und alle motorischen Einheiten ausreichend rekrutiert wurden, um auch in den großen motorischen Einheiten (Typ-2-Fasern) eine entsprechende Adaptation via Protein-Synthese hervorzurufen.
Wir haben diesbezüglich eine sehr ausführliche Artikelreihe und sogar einen Guide veröffentlicht. Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, gilt es, die Hormone zu überprüfen.
Beispiel: Schilddrüsenhormone in richtiger Konzentration (!) sind wichtig für eine adäquate Protein-Synthese.
Nahezu jeder Athlet hat ein Problem mit Zink oder Magnesium. Beide regulieren die Protein-Synthese. In der Tat weiß man aus der Tierzucht, dass man Tiere wunderbar „muskelärmer” halten kann, wenn man ihnen Zink und Magnesium streicht. (Anmerkung: Nahezu jeder Athlet hat ein Problem mit diesen beiden Substanzen.)
So sehen dann auch die Knochen aus.
Dann würde ich einmal überdenken, ob meine Muskelmembranrezeptoren ordentlich funktionieren - auch hier gibt es einige Möglichkeiten, das Zellsignaling zu verbessern.
Ich persönlich halte nichts vom klassischen Bulking. Biochemisch betrachtet, darf der ATP-Wert in den Zellen nicht abfallen, das bremst den Muskelaufbau (Protein-Synthese) das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass ich mir unendlich viele Kalorien einverleiben muss, um noch mehr ATP in den Zellen zu generieren, um noch mehr Muskel aufzubauen.
Das ist ein klassiches, lineares Denken und in diesem Punkt nicht zielführend. Soll heißen: Man wird durch mehr Fettmasse nicht muskulöser.
Auch hier gilt: Energie + essentielle Mikronährstoffe.
Das sind in diesem Falle, als sehr wichtige Instanz, Aminosäuren.
Die „natürlichen Methoden”, wie sie jeder kennt, sind meiner Meinung nach ausgeschöpft, man wird keine Weltneuheit mehr finden.Umso wichtiger wird es in Zukunft, eben auf die Feinheiten wie hier beschrieben zu achten.
Thomas: Noch einmal vielen Dank für deine Zeit Chris :)
Beste Grüße
Thomas
P.S.: Was denkst du über gesunde Ernährung? Was hältst du von vegetarischer Ernährung? Schreibe mir einfach deine Gedanken unten ins Kommentarfeld 🙂
1 Tipp gegen Bauchfett
Ich hatte Bauchfett, bis ich diesen einmaligen Tipp entdeckte
Du wirst erstaunt sein, wie einfach und schnell du einen flachen Bauch oder Sixpack bekommen kannst, ohne stundenlanges Training, ohne Pillen und ohne Bauchübungen.