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L wie lebenslänglich – ein Gespräch mit dem Natural-Bodybuilder Andreas Müller über Bodybuilding in der DDR, die Grenzen des Kraftraums und lebenslanges Training

Andres Müller bei der NABBA-Teilnahme 1999

Andres Müller bei der NABBA-Teilnahme 1999

JS: Andreas, Du hast nicht nur mehrere Natural-Bodybuilding-Meisterschaften gewonnen, sondern auch zwei Dissertationen zum Thema verfasst – das nenne ich wahren Masseaufbau! Wie bist Du ursprünglich zum Bodybuilding gekommen?

AM: Das war quasi ein zwangsläufiger Prozess. Muskeln haben mich immer fasziniert, weil sich hinter ihnen körperliche Kraft verbirgt. Davon konnte ich als Schuljunge im sächsischen Arbeitermilieu eigentlich gar nicht genug haben.

Als Zwölfjähriger begann ich mit Liegestützen und Expanderübungen, dann stieß ich kurz zu den Gewichthebern, und mit 14 Jahren wurde ich Mitglied einer kleinen Trainingsgruppe von „Kraftsportlern“, wie man Bodybuilder in der DDR offiziell nannte. Vorher wusste ich gar nicht, dass es so etwas wie Bodybuilding überhaupt gibt. Aber als ich es wusste, war mir klar, dass es das ist, was ich immer gewollt habe und bis heute will.

Mag sein, dass Gewichtheber oder Powerlifter mehr Kraft haben als Bodybuilder. Aber Bodybuilder kann man ein ganzes Leben lang sein, Powerlifter und Gewichtheber verschleißen ihre Körper hingegen wesentlich schneller. Und dann ist auch die Kraft dahin.

 

JS: Was waren, im Rückblick, die größten Unterschiede zwischen den Bodybuilding-Szenen in Ost- und Westdeutschland? Und welche Veränderungen brachte die Wende?

AM: Die Bodybuilding-Szene in der DDR war wesentlich friedlicher und gleichzeitig wesentlich politischer. Einerseits gab es keine Verbandskriege wie im Westen, denn die Bodybuilder waren im staatlicher Sportverband der DDR, dem DTSB, integriert, und der hatte weder Konkurrenz noch hätte er sie geduldet.

Andererseits war jedem DDR-Bodybuilder, der seinen Sport mit klarem Verstand betrieb, schnell aus eigener Erfahrung klar, dass die DDR-Sportpropaganda verlogen war.

Um ein Beispiel zu nennen: Wir wussten ab einer gewissen Leistungsebene alle, dass in den staatlichen Sportclubs gedopt wird bis zum Abwinken, auch wenn in den staatlich kontrollierten Medien das Gegenteil behauptet wurde. Allein daraus erwuchs natürlich eine grundsätzliche ideologische Distanz, und es gab oft heftige politische Diskussionen unter Bodybuildern, wie man sich zur DDR positionieren sollte.

 

JS: Was genau war Gegenstand dieser Diskussionen?

AM: Sich einrichten, Veränderungen anstreben oder die Ausreise beantragen – das waren die Alternativen, über die gestritten wurde.

Im Vergleich dazu war die Bodybuilding-Szene des Westens wesentlich unpolitischer. Allerdings nicht durchweg: NABBA-Weltpräsident Klaus P.J. Hoffmann, mit dem ich ab 1992 als ehrenamtlicher Funktionär sehr eng zusammenarbeitete, sagte mir einmal:

„Ihr hattet die zweitschlimmste Diktatur, die man sich vorstellen kann – die der Kommunisten. Jetzt habt ihr die schlimmste – die des Geldes!“

Damit ist der zweite Teil Deiner Frage eigentlich schon fast beantwortet. Nach der Wende 1990 mussten sich auch die meisten DDR-Bodybuilder beruflich völlig neu orientieren. Im Vordergrund stand jetzt das Geldverdienen, das Training geriet da schnell ins Hintertreffen. Viele waren auch von den westdeutschen Dopingexzessen im Bodybuilding so geschockt, dass sie sich fortan auf Fitnesstraining beschränkten.

 

JS: Wie kam es, dass die historische und sportwissenschaftliche Reflexion des Bodybuildings so wichtig für dich wurde? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es alleine schon aus Zeitgründen nicht gerade einfach ist, Theorie und Praxis zu verbinden, ohne in Burnout-Gefahr zu geraten. Wenn ich, wie ich es nach Möglichkeit tue, vier Trainingseinheiten pro Woche neben meinen wissenschaftlichen, journalistischen und musikalischen Tätigkeiten unterbringe, muss ich notgedrungen meine Schlafdauer nach unten korrigieren – was wiederum dem Training abträglich ist.

Andreas Müller 1986 im Alter von 24

Andreas Müller 1986 im Alter von 24

AM: Ich konnte das alles nur, weil Bodybuilding meine Leidenschaft ist, weil ich alles über Bodybuilding wissen wollte! Ich wollte Bodybuilding trainingswissenschaftlich verstehen, und ich wollte die historischen und psychologischen Hintergründe begreifen – und damit natürlich bis zu einem gewissen Grade auch mich selbst.

Dabei fördert man mitunter Erstaunliches zutage – wir haben ja schon einmal darüber gesprochen, dass man sich der Welt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven annähern und dennoch zu denselben Erkenntnissen gelangen kann! Der Rest war und ist pure Organisation.

Ich trainiere im Heimstudio, da fallen Probleme mit Anfahrtswegen und Öffnungszeiten weg. Ich trainiere auch kaum häufiger als viermal pro Woche, kaum länger als 90 Minuten. Und bei allem, was ich tue, entferne ich mich nie zu sehr von meinem geistig-mentalen Zentrum, dem Bodybuilding, sondern nutze Synergieeffekte.

Meine beiden Dissertationen, mein Unterricht als Lehrer für Trainingslehre, Ernährungslehre und Anatomie/Physiologie – das hat alles mit Bodybuilding zu tun, letztendlich greife ich immer wieder auf ein – und dasselbe Refugium an Wissen zurück. Ich vermeide alles, was destruktiv ist und mir die Energie raubt, die ich für Training und Beruf benötige.

Ich würde nie ein Haus bauen, ich investiere nicht in irgendwelche riskanten Aktienfonds, ich strebe nicht nach Reichtum und ich lebe relativ zurückgezogen. Ich brauche auch keine Hobbys, die mich ablenken. Wozu auch – ich bin glücklich mit dem, was ich tue.

 

JS: Was waren die ausschlaggebenden Gründe dafür, dass Du dich für das Natural Bodybuilding entschieden hast und Dich im Verband GNBF e.V. engagierst? Gesundheitliche? Ästhetische? Ethische?

AM: Alles zusammen! Ich habe ja buchstäblich am eigenen Leibe erfahren, dass man Bodybuilding ohne Pharmaka betreiben kann. Obwohl ich laufend Leute traf, die mir das Gegenteil einreden wollten.

Mein durchaus auch ästhetisches Unbehagen angesichts eines mit allen möglichen Pharmaka „abgefüllten“ modernen Bodybuilding-Profis rührt sicherlich aus meinem Wissen um die Hintergründe. Man kann das nicht trennen, ich zumindest nicht. Immerhin war ich zehn Jahre lang NABBA-Funktionär, ich habe mit genügend Profis zu tun gehabt.

Ich weiß, dass sie irrsinnig viel Geld brauchen, um diese chemische Kriegsführung gegen die Grenzen der Natur zu finanzieren; ich weiß, dass sich daraus brutale Abhängigkeiten ergeben, die die Verbandsfunktionäre eiskalt kalkulieren; ich weiß, dass viele Bodybuilding-Profis schon heftig an ihrer überdimensionalen Muskelmasse leiden, wenn sie mal einen Kilometer zu Fuß gehen müssen. Und ich weiß, dass sie Angst haben – Angst, die jedes Mal größer wird, wenn wieder ein Profi stirbt.

Und es sterben ständig Profis. Dass ich mich letztlich auch als Funktionär für das Natural-Bodybuilding engagiert habe, hängt einfach damit zusammen, dass mir die Entwicklung in Deutschland zu langsam ging.

Also bot ich Berend Breitenstein irgendwann an, auf eigenes finanzielles Risiko die erste Deutsche Meisterschaft im Natural Bodybuilding zu organisieren, wenn er sich um die Dopingkontrollen kümmert. Genau so haben wir es dann auch gemacht. Und wenn man sich einmal organisatorisch so eingebracht hat, kommt man so einfach nicht mehr raus.

 

JS: Was sind die wichtigsten Entwicklungen innerhalb der Natural-Szene der letzten Jahre? Während die über viele Dekaden hinweg dominierende, eng mit Arnold Schwarzenegger verbandelte IFBB nach dem Tod der Weider-Brüder ins Straucheln geraten ist, scheint Natural Bodybuilding aktuell eine neue Dynamik zu erleben.

Andreas Müller 2002 im Alter von 40 Jahren

Andreas Müller 2002 im Alter von 40 Jahren

AM: Die wichtigste Entwicklung ist wohl der enorme Zulauf. Als wir im Jahr 2004 in meiner Heimatstadt Werdau die erste Deutsche Meisterschaft im Natural Bodybuilding organsiert haben, meldeten sich noch nicht einmal 30 Teilnehmer an, für die rund 250 Zuschauer reichte das halbe Hallenfeld.

Wir galten als Spinner, die man nicht ernst nehmen muss. Für die Deutsche Meisterschaft im Natural Bodybuilding des Jahres 2014 liegen 222 Teilnahmemeldungen vor und die Veranstaltungshalle in Wiesloch ist trotz ihrer über 800 Sitzplätze bereits jetzt ausverkauft. Das wundert mich nicht.

Es liegt doch klar auf der Hand, dass das Chemie-Bodybuilding in die Sackgasse geführt hat. Natürlich hat auch die IFBB Anti-Doping-Bestimmungen, immerhin wollten sie ja mal die olympische Anerkennung. Aber wer soll diese Bestimmungen ernst nehmen, wenn bei Wettkämpfen Profis als „Gaststars“ – und damit als Vorbilder – auftreten, für die es keine Dopingbestimmungen gibt?

Was soll man von IFBB-Bodybuilding-Profis halten, die im Film „Generation Iron“ (2014) versuchen, das Doping-Problem im Bodybuilding kleinzureden, wenn kurz nach dem Erscheinen der DVD mit Mike Matarazzo ein Bodybuilding-Profi an Herzversagen stirbt, der noch keine 50 ist, aber öffentlich eingeräumt hat, dass er seine Herzprobleme seinen Bodybuilding-Drogen zuschreibt?

Das alles treibt die Leute doch dem Natural-Bodybuilding regelrecht in die Arme.

 

JS: Natural Bodybuilder werden von herkömmlichen Bodybuildern oft belächelt, nicht für voll genommen. Was entgegnest Du einem Massemonster, das sich über die Physis der Natural Bodybuilder lustig macht?

AM: Nichts. Ich rede mit solchen Leuten überhaupt nicht.

 

JS: Hast Du konkrete persönliche Vorbilder aus der Bodybuilding-Szene, aktuelle wie auch historische? Angesichts deiner breit gefächerten Interessen und deiner Eigenständigkeit im Denken kommen mir Figuren wie Eugen Sandow, Harry Gelbfarb, Poldi Merc und Frank Zane in den Sinn. Sie alle vermittelten bzw. vermitteln zwischen verschiedenen Disziplinen und öffneten dem Bodybuilding neue Kontexte. Sandow näherte das Bodybuilding der Kunst an, Merc ist überaus belesen und beherrscht diverse Fremdsprachen, Zane brachte New Age und Kraftsport zusammen. Braucht die Bodybuilding-Szene mehr von solchen komplexen Figuren – weil Bodybuilding eben kein oder nicht nur ein Sport ist, sondern vor allem Körperkultur und Lebenskunst?

AM: Letztlich bist Du ja auch eine dieser „komplexen Figuren“, von denen ich gleichfalls glaube, dass sie das eigentliche Lebenselixier des Bodybuildings darstellen – immerhin hast Du einen Kontext zwischen Bodybuilding und Kunst hergestellt, der öffentlich Beachtung findet.

Zwar kann ich nicht behaupten, dass ich nun konkret einem Lebensweg folgen würde, das wäre zu phantasielos. Wege entstehen beim Gehen, und ich bin noch immer unterwegs. Aber es gibt durchaus Persönlichkeiten im Bodybuilding, die mich immer fasziniert haben.

Die DDR-Bodybuilder Peter Butze und Hans Löwe beispielsweise, die durch ihr Engagement maßgeblich dazu beitrugen, dass Bodybuilding in der DDR sportpolitisch salonfähig wurde.

Ganz oben auf dieser Liste steht jedoch Dr. Ludek Nosek aus dem tschechischen Kurort Marienbad. Mit den von ihm organsierten „Sandow-Turnieren“ im Bodybuilding hat er zu Zeiten des Eisernen Vorhangs etwas auf die Beine gestellt, was es vorher und nachher so nicht gab. So etwas ist nur möglich, wenn man über die Grenzen des Kraftraumes hinaus denkt, und genau das ist es, was mich bis heute begeistert.

JS: Und vermutlich weiterhin begeistern wird…

AM: … mindestens lebenslänglich!

 

Über Andreas Müller:

Andreas Müller (*1962) lebt in Werdau (Sachsen) und ist freiberuflich als Lehrkraft an zwei Medizinischen Berufsfachschulen, sowie für den Deutschen Fitnesslehrerverband (DFLV) tätig. Im Jahr 2003 wurde er an der Technischen Universität Chemnitz mit einer Dissertation über Muskelaufbautraining zum Dr. phil. promoviert, im Jahr 2010 folgte eine Promotion zum Dr. disc.pol. über die Geschichte des Bodybuildings und Kraftsports in der DDR an der Universität Göttingen.

Er betreibt seit 1974 Krafttraining, nahm bereits in der DDR an Kraftsport- und Bodybuilding-Wettkämpfen teil und engagiert sich seit 2004 in der GNBF (German Natural Bodybuilding and Fitness Federation).

Er wurde mehrfach Deutscher Meister und 2013 Europameister der Kategorie Männer über 50. Als freier Autor schreibt er seit Jahren u.a. für die deutsche Kraftsportzeitschrift Athletik, beim Verlag Novagenics erschienen mehrere Fachbücher:

 

Autoreninfo Jörg Scheller:

Jörg Scheller (*1979) lebt als Kunstwissenschaftler, Journalist und Musiker in Bern (CH). Er wurde mit einer Dissertation über Arnold Schwarzenegger 2011 promoviert und 2012 auf eine Dozentur für Kunstgeschichte an der Zürcher Hochschule der Künste berufen.

Aktuell ist er dort Co-Leiter der Vertiefung Fotografie. Nebenbei ist er Sänger und Bassist des Metal-Duos Malmzeit und freier Autor unter anderem für Die Zeit, Süddeutsche Zeitung, frieze d/e, Schweizer Monat.

Jüngste Buchpublikationen:

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Jörg Scheller
 

Jörg Scheller lebt als Kunstwissenschaftler und Journalist in Zürich und Stuttgart. Er forscht am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft und lehrt an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Zuletzt erschien von ihm: No Sports! Zur Ästhetik des Bodybuildings, Stuttgart: Franz Steiner, 2010.

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