A wie Anfänge – Die Geschichte des Bodybuildings
Wer an die Anfänge des Bodybuildings denkt, denkt meistens an die Brüder Ben und Joe Weider. Im Jahr 1946 gründeten die jüdischen Geschäftsmänner in Montreal den ersten Bodybuildingverband International Federation of Bodybuilding (IFBB). Neu daran war, dass die IFBB streng zwischen dem Gewichtheben und der Kraftästhetik des Bodybuildings unterschied.
Bei den Wettkämpfen der IFBB waren einzig ästhetische Kriterien ausschlaggebend. Was für Lasten die Athleten heben konnten, spielte im Wettkampf keine Rolle mehr. Auf diese Weise wurde Bodybuilding zur Kunst am Körper.
Soweit die bekannte Geschichte. Doch das Bodybuilding hat noch eine ältere, weniger offensichtliche Geschichte. Von ihr soll hier die Rede sein. Um sie zu verstehen, müssen wir zunächst zu einem großen zeitlichen Sprung ansetzen – zurück ins Mittelalter.
Im Mittelalter herrschte der Glaube vor, Gott habe dem Menschen einen festen Platz auf der Erde zugewiesen. Wer als Bauer geboren wurde, starb gewöhnlich als Bauer. Wer als Adeliger geboren wurde, blieb das gewöhnlich sein Leben lang. Dass Menschen sich „neu erfinden“, wie es heute so selbstverständlich heißt, war die Ausnahme. Erst in der Neuzeit (ab ca. 1500) zeichnete sich eine Wende ab.
Im Jahr 1486 schrieb der Humanist Pico della Mirandola seine bedeutende „Rede über die Würde des Menschen“, in welcher er zentrale Ideale der heutigen Zeit vorweg nahm. Er legte Gott folgende Worte in den Mund: „Weder als einen Himmlischen noch als einen Irdischen habe ich dich [den Menschen, Anm. J.S.] geschaffen und weder sterblich noch unsterblich dich gemacht, damit du wie ein Former und Bildner deiner selbst nach eigenem Belieben und aus eigener Macht zu der Gestalt dich ausbilden kannst, die du bevorzugst.“
Diese Aussage war damals provokant. Pico kritisierte das statische mittelalterliche Denken und schuf eine der Grundlagen des späteren demokratischen Prinzips „Vom Tellerwäscher zum Millionär“:
Der Mensch ist kein fertiges Produkt, sondern sein eigenes Projekt. Wie ein Bildhauer meißelt er sein Leben – mit allen Unwägbarkeiten, die das mit sich bringt.
Was sich bei Pico auf die geistige Arbeit bezog, wurde in der westlichen Moderne (ab ca.1800) zunehmend körperlich interpretiert. Nun betrachtete man auch den menschlichen Körper nicht länger als gottgegeben, sondern als gestalterische Aufgabe. Die Freiheit des Menschen, sein Leben zu perfektionieren, sollte sich auch in seiner fleischlichen Gestalt manifestieren. Der Mensch, so könnte man sagen, ist seit der Moderne nicht nur seines eigenen Glückes, sondern auch seines eigenen Körpers Schmied.
Im Bodybuilding wird diese Idee auf die Spitze getrieben. Ein Bodybuilder ist ein Mensch, der die Zufälligkeit seines gegebenen Körpers erkennt und diesen mit Hilfe seines Willens in eine neue Form bringt. Damit stellt er Werden über Sein und gliedert sich ein in die lange, wechselvolle Geschichte der sozialen Mobilität. Wer also von den Anfängen des Bodybuildings spricht, sollte nicht nur an die Weider-Brüder oder an Schwarzenegger denken. Es gilt, das Bewusstsein für die geistigen Wurzeln des Bodybuildings zu schärfen – nicht zuletzt um diejenigen Exzesse zu vermeiden, die seinem Ruf so sehr schaden.
Autoreninformation:
Dr. Jörg Scheller lebt als Kunstwissenschaftler und Journalist in Bern (CH) und Stuttgart. Er lehrt an der Zürcher Hochschule der Künste und an der Universität Siegen. Zuletzt erschien von ihm:
- Arnold Schwarzenegger oder Die Kunst ein Leben zu stemmen, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2012; und
- No Sports! Zur Ästhetik des Bodybuildings, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2010.
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