Nikotin – Nervengift oder Supplement?
Wer heute von Nikotin spricht, der möchte meist so wenig wie möglich Gutes über diesen Stoff sagen. Selbst ein Raucher will seine Angewohnheit ja schon nicht mehr verteidigen, einen so schlechten Ruf haben Zigaretten und das Nikotin mittlerweile bekommen.
Doch ich möchte dies heute einmal etwas kritischer beleuchten, getreu dem Ausspruch „Gift in den Händen eines Weisen ist ein Heilmittel“ – und möchte mich in diesem Fall als der genannte „Weise“ entpuppen, der die Sache ein für alle Mal aufklärt.
Kann das Gift Nikotin in einer entsprechenden Dosis also vielleicht trotzdem eine gute Wirkung haben, vielleicht sogar eine Wirkung, die uns im Bodybuilding weiterhilft?
Sehen wir uns dazu zunächst an, wie sich Nikotin auf unseren Körper auswirkt.
Wirkung von Nikotin im menschlichen Körper
Sobald es in unseren Blutkreislauf gelangt, fördert es die Ausschüttung von Adrenalin und Serotonin auf der einen und Dopamin auf der anderen Seite. Letzteres ist das im Volksmund bekannte „Glückshormon“, dessen Ausschüttung wohl das hohe Abhängigkeitsrisiko von Nikotin erklärt.
Adrenalin und Serotonin sollen – trotz der chemischen Unterschiede – hier einmal gemeinsam betrachtet werden, da sie sich im Grunde ähnlich auswirken, soweit die Wirkungen für das Bodybuilding Bedeutung haben.
So stellt das Stresshormon Adrenalin unseren Körper natürlich sofort auf eine stressbeladene Situation ein, in etwa einen Kampf. Unser Hungergefühl lässt nach, unser Blutdruck steigt. Hinzu kommt eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels bei einer gleichzeitigen Verringerung des Insulins, das für die Umwandlung von Kohlehydraten zu Fett verantwortlich ist.
Kurz gesagt versucht unser Körper also, alle nicht unmittelbar wichtigen Stoffwechselvorgänge wie die Verdauung zu unterbinden, während er sich darauf gefasst macht, unter Bereitstellung der letzten Energiereserven Höchstleistung zu vollbringen. Im Grunde genau das, was wir für eine knackige Trainingseinheit brauchen.
Nikotin und Training
Natürlich wird der informierte Bodybuilder nun anführen, dass Stress ganz und gar nicht förderlich für den menschlichen Anabolismus ist, eben weil wichtige Stoffwechselvorgänge verhindert werden. Protein würde nicht mehr verdaut und auch nicht mehr der Muskulatur zugeführt. Das ist auch soweit richtig, nur stellt das Training an sich bereits eine Stresssituation dar – durch eine Präsupplementierung mit Nikotin unterstützt man diese Stresssituation folglich nur, wobei die Wirkung rechtzeitig zum Ende der Trainingseinheit wieder vorbei ist.
Sowohl Nikotin als auch Adrenalin und Serotonin werden nämlich nach der Aufnahme in den Blutkreislauf bzw. nach der Freisetzung sehr schnell wieder abgebaut. Durch die Postsupplementierung von Molkenprotein kann der Körper also sehr schnell wieder in den anabolen Zustand gebracht werden, bei einer erhöhten Leistungsfähigkeit im vorangegangenen Training.
Rauchen als Diätunterstützung?
Gleichzeitig gibt es mehrere Studien über die diätische Wirkung von Nikotin. Dies ist nachvollziehbar, da in einer Stresssituation Energiereserven bereitgestellt werden wollen und deshalb auch Fett in Energie umgewandelt wird, während der Körper den umgekehrten Vorgang blockiert. Der Energieumsatz von Stoffwechsel und Thermogenese wird also erhöht, während der Appetit – insbesondere auf Süßes – gehemmt wird.
Die früheren Annahmen, nach denen Nikotin keinesfalls diätunterstützend sei, sondern ehemalige Raucher lediglich zunehmen, da sie die fehlenden Zigaretten mit Naschereien kompensieren, sind also allenfalls teilweise richtig. Die positive Wirkung von Nikotin kann in diesem Bereich nicht bestritten werden.
Wie sieht’s also aus, sofort zum nächsten Zigarettenautomaten und eine Schachtel „auf ex“? Nein, Raucher, die sich nun eine Rechtfertigung für ihr Laster erhofften, muss ich leider enttäuschen. Auch wenn Nikotin zweifelsfrei gute Wirkungen hat, so würden diese durch die restlichen Schadstoffe einer Zigarette sogleich zunichte gemacht.
So bindet sich das hier enthaltene Kohlenmonoxid an das Hämoglobin der roten Blutkörperchen, sodass diese nur noch deutlich weniger Sauerstoff transportieren können. Dieser Sauerstoff würde dann zum Beispiel in der Muskulatur fehlen, um Kohlenhydrate in den Satzpausen in Energie umzuwandeln.
Trainingsbooster Nikotin…
Zum Glück gibt es inzwischen jedoch ausreichend andere Formen der Nikotinaufnahme. Sprays, Tabletten und Pflaster zum Beispiel. Als am sinnvollsten soll sich jedoch die Supplementierung mit Kaugummis erwiesen haben, da diese – vor dem Training über einen Zeitraum von 30 Minuten gekaut – eine schnelle, gleichmäßige und gut dosierbare Versorgung mit Nikotin ermöglicht.
Eine 1 mg Gabe hat sich dabei als am wirksamsten erwiesen, von höheren Dosen ist abzuraten, da diese die positiven Aspekte des Nikotins nicht weiter fördern, wohl aber zu Nebenwirkungen führen können. Günstiger wird die Angelegenheit, wenn ihr euch höher dosierte Kaugummis besorgt und diese entsprechend teilt.
Trinkt vor und während des Kauens aber bitte keine säurehaltigen Getränke oder Kaffee, da dies die Nikotinaufnahme durch die Mundschleimhaut behindert. Nach dem Kauen, also kurz vom Training, empfiehlt sich jedoch eine weitere Supplementierung von 50 mg Koffein, was in etwa 150 ml Energy-Drink oder einer dreiviertel Tasse Kaffee entsprechen würde. Damit fördert ihr die Wirkung eures Nikotinkaugummis dann optimal.
Natürlich wäre es jedoch blauäugig zu behaupten, dass Nikotin das neue Wundermittel für Bodybuilder mit nur positiven Ergebnissen ist.
Die Schattenseiten von Nikotin
Zunächst einmal hält sich die Wirkung in Grenzen. Wer sich also gleich beim ersten Mal 10% Kraftsteigerung und eine Fettabnahme von 2kg erwartet, der ist bei Nikotin an der falschen Adresse – wohl aber auch bei jedem anderem, legal erhältlichen Stoff.
Die angesprochene Erhöhung des Blutdrucks kann zudem leicht auch chronisch und damit sehr gesundheitsschädlich werden, weshalb man hier seine Werte ständig im Blick haben sollte.
Auch können bei Menschen, die kein Nikotin gewöhnt sind, zu Beginn Übelkeit bis hin zum Erbrechen auftreten. In diesem Fall die Dosis einfach herunterschrauben, bis sich der Körper an den Stoff gewöhnt hat.
Angst vor Krebs muss man hingegen keine haben. Es wurde hier noch kein Zusammenhang nachgewiesen.
Die mit Zigaretten in Verbindung gebrachten Krebskrankheiten werden ausschließlich durch die Inhalation des Rauches verursacht. Das ist auch der Grund, weshalb zum Beispiel Konsumenten von Schnupftabak kein erhöhtes Krebsrisiko haben.
Zu guter Letzt hält sich die Abhängigkeitsrate beim Nikotinkaugummi stark in Grenzen, da das Suchtpotenzial im Wesentlichen von der Nikotinabsorption abhängig ist. Beim Kauen erreicht das Blut erst nach 30 Minuten die maximale Konzentration, die dann aber immer noch deutlich kleiner ist als beim Rauchen einer Zigarette. Der Körper ist in Sachen Absorption also deutlich entlastet, sodass die Wahrscheinlichkeit, süchtig nach den Kaugummis zu werden, sehr gering ist.
Autoreninfo:
Sebastian Herbst lebt, bloggt und trainiert in Oberfranken, in der Nähe von Bayreuth, und besucht “nebenher” noch das mathematisch-technologische Gymnasium. Die Leidenschaft zum Bodybuilding entdeckte im Rahmen einer Diät, die er noch zusätzlich durch Sport unterstützen wollte. Sie ist mittlerweile längst vorbei – das Bodybuilding ist ihm geblieben.
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