K wie Köln – oder eine Begegnung mit Arnold Schwarzenegger
Vor ein paar Monaten hatte ich Gelegenheit, ein längeres Gespräch mit Arnold Schwarzenegger in Köln zu führen. Anlass war die Präsentation seines Films „The Last Stand“, über den es ja leider wenig mehr zu sagen gibt als: Mit diesem Machwerk unterbietet Arnold das Niveau seiner sophisticated action aus den 1990ern wie „Total Recall“, „Terminator II“ und „Last Action Hero“. Aber das zumindest deutlich – bei Schwarzenegger müssen auch die Patzer BIG sein.
Erstaunlich ist, dass Schwarzenegger heute auf der Leinwand älter wirkt als im „wahren“ Leben. Bewusst spielt er in seinen neuen Filmen mit seinem körperlichen Verfall, als wolle er sagen: Ich kann zwar das Altern nicht aufhalten. Aber ich kann zumindest souverän damit umgehen. Ich kann es inszenieren, wie ich mein ganzes bisheriges Leben, vor allem meinen Körper, inszeniert habe – und wer inszeniert, der führt weiterhin Regie. Doch jenseits der Leinwand tut Schwarzenegger alles, um seine ewige Jugend unter Beweis zu stellen. Das Haar getönt, die Haut gebräunt, die Hände kräftig, der Gang pubertär, die Sprache jovial. Es ist schon amüsant. Normalerweise ist das Kino die Fiktionsmaschine, mittels derer sich die Darsteller verjüngen. Schwarzenegger stellt dieses Prinzip auf den Kopf. In der Realität erscheint er wie eine fiktive Figur, auf der Leinwand real. Mitunter merkt man dann doch, dass er eigentlich aus einer anderen Epoche stammt. Als ich meinen Laptop zur Aufzeichnung des Interviews aufklappe, meint er: „Aha, auf die moderne Art!“
Weil „The Last Stand“ wenig Diskussionswürdiges hergibt, lenke ich das Gespräch schnell auf andere Themen. Zum Beispiel auf Maschinen. Schwarzenegger erzählt, wie er sich selbst häufig als Maschine imaginierte – und wohl weiterhin imaginiert –, um härter und länger arbeiten zu können. Natürlich sei er in Wahrheit keine Maschine. Doch als Psychotechnik sei es überaus hilfreich, sich ein Bild seiner selbst zu machen, das wie eine Art natürliche leistungsfördernde Substanz wirke. Mentale Bilder dienen ihm gleichsam als Motoren. So spielte Schwarzenegger den Terminator, lange bevor er den Terminator spielte. Er formte sich an Maschinen und er ist im Kern ein Mensch jenes Maschinenzeitalters geblieben, das sich in unseren postindustriellen Regionen langsam dem Ende zuneigt. Schwarzenegger passt nicht so recht in die digitale Ära. Zu viel Fleisch, zu viel Schweiß.
Sein Künstlerfreund Andy Warhol, dessen „Factory“ er in den 1970er Jahren häufiger besuchte, hatte ähnliche Ideen. Beide wollten MEHR, in jeder Hinsicht – mehr Ruhm, mehr Einfluss, mehr Geld. Um sein gewaltiges Arbeitspensum bewältigen zu können, verfiel auch Warhol auf die Strategie der „Selbst-Maschinisierung“: „Machines have less problems. I’d like to be a machine, wouldn’t you?“ Naja… Schwarzenegger meinte in unserem Gespräch lapidar: „Warhol wanted to get things done.“
Kein Wunder, dass die beiden sich so gut verstanden. Warhol und Schwarzenegger teilten das Bekenntnis zum bloßen Machen und zum Kult der Oberfläche – Warhol mit betont „trivialen“, in hohen Auflagen produzierten Kunstwerken, Schwarzenegger mit seiner Leinwand seines Fleisches, hinter der sich nichts anderes verbarg als – Fleisch. Bloß keine Seelenschau, bloß keine Innerlichkeit, bloß kein Tiefsinn! Bei Warhol und Schwarzenegger besteht das Geheimnis darin, dass die Oberfläche selbst das Geheimnis und das Faszinosum ist. Sie sind Surfer, keine Taucher. Wenig verwunderlich, dass Schwarzenegger keinerlei Anstalten macht abzutauchen…
Autoreninformation:
Dr. Jörg Scheller lebt als Kunstwissenschaftler und Journalist in Bern (CH) und Stuttgart. Er lehrt an der Zürcher Hochschule der Künste und an der Universität Siegen. Zuletzt erschien von ihm:
- Arnold Schwarzenegger oder Die Kunst ein Leben zu stemmen, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2012; und
- No Sports! Zur Ästhetik des Bodybuildings, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2010.
Das Titelfoto zu diesem Artikel wurde freundlicherweise von Jörg Scheller zur Verfügung gestellt.
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